Ein Bericht für eine Akademie - Schauspiel Essen
Wehe den Juror*innen!
Die Hauptstadt - Hermann Schmidt-Rahmer bringt Robert Menasses komplexen Europa-Roman auf die Bühne des Essener Schauspiels
Europa verknäult und verrutscht
von Gerhard Preußer
Essen, 5. Oktober 2018. Nicht Essen, nicht Brüssel, nicht Berlin – Auschwitz ist die Hauptstadt, um die es in Robert Menasses Roman "Die Hauptstadt" geht. In Essen wagt man nun zum ersten Mal in Deutschland diesen Roman auf die Bühne zu bringen, nachdem das bisher nur am Zürcher Neumarkt und im Schauspielhaus Wien versucht wurde. Warum Auschwitz die Hauptstadt der Europäischen Union sein sollte, ist ein abwegiger, aber eigentlich einfacher Gedanke. Weil es Auschwitz gab, sollte es nie wieder Krieg in Europa geben. Auschwitz ist das Symbol für Nationalismus, die EU die supranationale Antwort darauf. So sieht es Robert Menasse, und das ist keine Satire. So hat er es auch in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament am 21. März dieses Jahres in Strasbourg dargelegt.
Der Fall der Götter – Jan Neumann hangelt sich am Grillotheater Essen bieder an Luchino Viscontis Film entlang und verpasst damit eine Chance
Marionetten statt Götter
von Martin Krumbholz
Essen, 21. April 2018. Programmheft-Interviews mit Regisseuren sind riskant. Manchmal verraten sie, was man hätte besser machen können und aus nicht unbedingt plausiblen Gründen unterlassen hat. Der Regisseur Jan Neumann führt also aus, man habe im Vorfeld des "Falls der Götter" die Villa Krupp besucht, viele Informationen gesammelt und überlegt, dokumentarisch zu arbeiten. Also die Parallelen aufzunehmen, die der italienische Filmemacher Luchino Visconti in seine Geschichte über die Verstrickungen der Gussstahl-Dynastie Krupp mit dem NS-Regime einarbeitet. Viscontis großartiger Film, der 1969 ins Kino kam, heißt letztlich "Die Verdammten" – "La caduta degli dei", "Der Fall der Götter" oder auch schlicht "Götterdämmerung", war des Regisseurs bevorzugter Titel, der aus kommerziellen Gründen kassiert wurde.
Regie: Volker Lösch
Regie: Jana Milena Polasek
Regie: Ivna Žic
Regie: Volker Lösch
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