Wenn die Hoffnung stirbt, geht's trotzdem weiter - Jean Peters gewährt Einblick in Werk und Werkzeugkasten seines kunstaktivistischen Peng! Kollektivs
Die Tage der Clowns sind vorüber
von Christian Rakow
11. März 2021. Nicht am Anfang dieses Buches, aber doch wohl an seinem gedanklichen Beginn steht ein wenig Aufräumarbeit: "In der Kunstwelt ist es ein Bonmot zu behaupten, das Werk spreche für sich", schreibt Jean Peters. "Ich empfinde das gerade bei politischen Arbeiten als Versuch, sich unnötig zu erhöhen." Unaufgeregt ist das gesprochen – man merkt es an dem kühltemperierten Wörtchen "unnötig" – und doch ist's eine Art Sockelsturz.
Wer KUNST in Großbuchstaben sucht, ist hier definitiv an der falschen Adresse; wer Aktionskunst von Christoph Schlingensief her mit dadaistischem Bildersturm, performativer Wüstheit und genieästhetischem Furor verbindet, wird herb auf einen Zeitenwechsel gestoßen: Dem künstlerischen Aktivismus unserer Tage, wie ihn Jean Peters mit dem von ihm gegründeten Peng! Kollektiv seit nunmehr acht Jahren entscheidend mitprägt, steht nichts ferner als ästhetische Verrätselung. Er ist durch und durch sachlich bestimmt, in der Haltung abgeklärt und aufgeklärt. In einer Zeit der grassierenden Fakes vulgo "alternativen Fakten" ist diese Ausnüchterung nur allzu verständlich.