Amphitryon - Theater Aachen
Männliches Identitätsgeschacher
Unterwerfung – Ewa Teilmans stemmt Michel Houellebecqs Dystopiethriller mit Symphonischem Chor und drei Schauspielern auf die Bühne des Theaters Aachen
Ausweitung der Gesangszone
von Martin Krumbholz
Aachen, 10. Juni 2017. Man könnte gegen Michel Houellebecq kleinlich einwenden, in Bezug auf 2017 habe er sich schon mal geirrt: Zwar kam der Front National in die zweite Runde, wie prognostiziert, aber die Sozialisten wurden nicht wiedergewählt. Stattdessen tauchte wie aus dem Nichts ein bürgerlich-liberaler Kandidat auf, jünger noch als der fiktive 43-jährige Mohammed Ben Abbes von der Bruderschaft der Muslime, den der französische Romancier in seinem Dystopie-Thriller "Unterwerfung" 2022 zum Präsidenten wählen lässt. Auch in fünf Jahren wird die Wahl wahrscheinlich anders ausgehen, als der Autor es uns an die Wand malt. Und doch nehmen offenbar viele Leser (und Theatergänger) Gedankenspiele wie diese rührend ernst: "Tja, Zukunftsvision", meint ein älterer Besucher nachdenklich beim Verlassen des Aachener Theaters.
Die Ereignisse - Ludger Engels putscht David Greigs Stück am Theater Aachen auf
Gegen die Gemeinschaft
von Gerhard Preußer
Aachen, 2. Dezember 2016. Lässig, locker, völlig untheatralisch kommt der Chor auf die Bühne - wie Zuschauer, die sich auf die Bühne verirren. Sind es ja auch. Für die Aachener Inszenierung von David Greigs Stück über die Bewältigung einer ideologisch motivierten Massenerschießung, das 2013 in Edinburgh Premiere hatte, kurz darauf an den koproduzierenden Theatern in Norwegen und Wien gezeigt wurde (und 2014 den Nestroy-Preis erhielt), hat das Theater einen eigenen Laienchor zusammengestellt.
Deutschstunde - Bernadette Sonnenbichler setzt Siegfried Lenz’ Roman in Aachen in ein Kopfgefängnis
Die Geister der Vergangenheit
von Sascha Westphal
Aachen, 19. März 2016. Ein unten schiefergraues, oben eher betongraues Halbrund begrenzt die Bühne nach hinten. Ein Ausgang ist erst einmal nicht zu erkennen. Vorne an der Rampe stehen ein Stuhl und ein simpler Holztisch, an dem Siggi Jepsen seine Strafarbeit über die "Freuden der Pflicht" schreiben soll. Natürlich deutet das alles die Zelle an, in die Siggi in einem Heim für schwererziehbare Jugendliche eingeschlossen wird. Aber das eigentliche Gefängnis, in dem der Ich-Erzähler aus Siegfried Lenz’ 1968 veröffentlichtem Roman steckt, sind seine Erinnerungen. Also hat Norbert Bellen für Bernadette Sonnenbichlers Bühnenadaption der "Deutschstunde" einen Raum geschaffen, den es so nur in Siggis Kopf gibt.
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