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Johannes Heesters gestorben

Mit Smoking und Champagnerglas

24. Dezember 2011. Am Morgen des heutigen Heiligen Abend ist Johannes Heesters im Alter von 108 Jahren in einem Starnberger Krankenhaus gestorben. Das melden verschiedene Medien, darunter Spiegel Online.

Am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort geboren, kam Heesters nach einer Banklehre zum Theater. In der Unterhaltungsindustrie von Nazi-Deutschland machte er ab 1934 mit Smoking und Champagnerglas als Schauspieler und Operettenstar Karriere – ein Popstar, bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Und Symbol für die verlogene Glitzerwelt des nationalsozialistischen Propagandafilms.

Nach Kriegsende konnte Heesters nicht ganz nathlos an diese Karriere anknüpfen, blieb aber ein populärer Star der Unterhaltungsbranche, zuletzt als eher unfreiwillig komischer dienstältester Bühnenstar der Welt. Schlagzeilen machte Heesters vor einigen Jahren noch einmal, als ihm der Historiker und Journalist Volker Kühn vorwarf, im Konzentrationslager Dachau 1941 vor der SS-Wachmannschaft aufgetreten zu sein. Heesters bestritt das, konnte aber vor Gericht nicht erwirken, dass Kühn den Vorwurf zurücknehmen musste.

Während die Deutschen Heesters als "Jopie" nahezu vorbehaltlos verehrten, machten es ihm seine holländischen Landsleute weniger leicht. Der Schriftsteller Harry Mulisch nahm ihn als Vorbild für eine Romanfigur: einen alternden Sänger und einstigen Nazikollaborateur, der die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verweigert. Lange hatte Heesters in den Niederlanden Auftrittsverbot. Erst im Febuar 2008 durfte er wieder in seiner Geburtsstadt Amersfoort auftreten, wo seine über vier Jahrzehnte jüngere zweite Frau, die Schauspielerin Simone Rethel, eine Entschuldigung in seinem Namen verlas. Johannes Heesters soll dpa zufolge am Freitag auf dem Münchener Nordfriedhof beerdigt werden. Seinen künstlerischen Nachlass hat er der Berliner Akademie der Künste überlassen.

(sle)

 

Auf dem Theater war Johannes Heesters u.a. 2010 in Berlin in Rolf Hochhuths Inselkomödie zu sehen.

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Kommentare  
#1 Johannes Heesters: nicht unumstößlichSusanne Peschina 2011-12-25 13:43
Leider! Irgendwie konnte er mir immer vermitteln, dass Sterben vielleicht doch nicht unumstößlich ist.
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