Medienschau: MDR – Geschichte und Gegenwart kollektiver Theaterleitung am Theaterhaus Jena
Anti-autoritäre Autoritäten
Anti-autoritäre Autoritäten
12. Dezember 2022. Das Theaterhaus Jena hat sich in einer Podiumsdiskussion mit seiner langen Geschichte kollektiver Leitungsmodelle (seit den 1990er Jahren) beschäftigt – der MDR berichtet davon.
Anlass für die Veranstaltung gab die Schauspielerin Angela Hausheer, die in den frühen 90ern am Theaterhaus Jena engagiert war und das Theater nacn zwei Jahren verließ, weil das System der kollektiven Theaterführung ihrer Meinung nach nicht richtig funktionierte. Das basisdemokratische System habe zur Folge gehabt, dass alles dermaßen intensiv diskutiert werden musste, so dass zu wenig Zeit für die Kunst blieb.
Im derzeit geltenden Modell werden nun "nur noch" alle künstlerische Entscheidungen gemeinsam getroffen. Alles, was mit Budget oder allgemeinen Produktionsabläufen zu tun habe, ist hingegen Aufgabe des Leitungsteams, um die Bürokratie von den Schauspieler:innen fernzuhalten. Dass das funktioniere, so zitiert der MDR Bericht Lizzy Timmers aus der aktuellen Theaterhaus Jena-Leitung, liege auch daran, dass das Ensemble mit sieben Mitgliedern klein sei und neue Ensemble-Mitglieder nach bestimmten Kriterien ausgewählt würden ("Macher:innen" müssen sie sein, bereit zur Ko-Autorschaft, nicht bloß als Schauspielende).
Das Podium mit Angela Hausheer, Lizzy Timmers, Henrike Commichau (aus dem aktuellen Theaterhaus-Jena-Ensemble) und der Dramaturgin Anna Volkland sei sich einig gewesen, dass ein kollektives Leitungsprinzip nicht vor Machtmissbrauch schützt, so der MDR Bericht: Auch in scheinbar hierarchielosen Gruppen könnten 'anti-autoritäre Autoritäten' entstehen. "Was im Umkehrschluss bedeutet, auch in kollektiven Systemen müssen sich die Mitglieder der Gruppe fortlaufend für ein gutes Miteinander einsetzen."
(sd)
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Die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion findet ihr hier:
vimeo.com/782575587