Zeichen der Zeit

16. Dezember 2022. Im Dezember startet auf nachtkritik.plus eine vierteilige Reihe Historischer Streams aus dem DDR-Theater. Los geht's am 16.12. mit einer Inszenierung vom Deutschen Theater Berlin von 1983: Bertolt Brechts "Die Rundköpfe und die Spitzköpfe" – mit Nachgespräch mit dem Regisseur Alexander Lang und dem Schauspieler Christian Grashof. Hier ein Überblick über alle vier Folgen.

16. Dezember 2022. Auf nachtkritik.plus wollen wir in die Geschichte des Theaters blicken. Mit einer Reihe von vier Streams aus dem DDR-Theater. Nikolaus Merck hat vier legendäre Inszenierungen aus den Jahren 1962, 1979, 1983 und 1988 aus dem Berliner Ensemble, dem Deutschen Theater und dem Maxim Gorki Theater Berlin aus dem Archiv geholt, wir zeigen sie ab 16. Dezember im Monatstakt. Jeder Stream bleibt 24 Stunden stehen und wird durch ein Gespräch oder einen Text auf nachtkritik.de kontextualisiert. Wir bitten die teils schlechte Bildqualität zu entschuldigen, die Aufzeichnungen sind aus der Zeit der Inszenierungen und digitalisiert worden, ohne dabei auch "restauriert" zu werden. Hier ein Überblick über die Reihe.

Runkoepfe3 Lang 1983 ScreenshotScreenshot aus "Die Rundköpfe und die Spitzköpfe"

16. Dezember 2022, 19:30 Uhr: Die Rundköpfe und die Spitzköpfe, von Bertolt Brecht, Deutsches Theater Berlin /DDR 1983, Regie: Alexander Lang (Aufzeichnung für das Fernsehen der DDR von 1985). Anschließend ein Gespräch mit Alexander Lang und Christian Grashof über die Inszenierung und ihre künstlerische Zusammenarbeit, die eine Reihe bedeutender Inszenierungen hervorbrachte.

"Die Rundköpfe und die Spitzköpfe" kam am 30. September 1983 zur festlichen Wiedereröffnung des Deutschen Theaters Berlin heraus, das zu seinem hundertsten Jubiläum mehrere Jahre lang aufwendig saniert worden war. Alexander Lang inszenierte Brechts Stück aus den 1930er Jahren in einer Mischung aus Zirkusaarena und Shakespear'schem Globe-Theater (Bühne: Volker Pfüller) – als von Goya inspiriertes groteskes Greuelmärchen mit grellen clownesken Figuren. So wurden der Beobachtung des großen Kritikers Martin Linzer zufolge "die gesellschaftlichen Mechanismen von Unterdrückung und Manipulation" nicht einfach nur gezeigt, sondern "theatralisch sinnfällig" gemacht.


TagederCommuneScreenshot aus der Aufzeichnung von "Die Tage der Commune" (1962)

20. Januar 2023, 19:30 Uhr: Die Tage der Commune, Bertolt Brecht, Musik: Hanns Eisler. Berliner Ensemble 1962, Regie: Manfred Wekwerth und Joachim Teschnert (Aufzeichnung des Fernsehens der DDR von 1966).

1962 inszenierten Manfred Wekwerth und Joachim Tenschert das Parabelstück von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1949. Die Premiere im Berliner Ensemble fand anlässlich der XI. Berliner Festtage am 7. Oktober 1962 statt, dem Jahrestag der Gründung der DDR – und dem ersten DDR-Geburtstag nach dem Bau der Mauer im August 1961.

Das Stück zeichnet die 79 Tage der Pariser Commune von 1871 nach, deren virtuos inszenierte Debatten immer noch fesseln. In der Inszenierung spielte das Who's Who der Schauspielprominenz der DDR mit, von Angelica Domröse und Hilmar Thate über Gisela May und Manfred Karge bis Ekkehard Schall. Die Inszenierung ist von dem Bewusstsein getragen, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Insbesondere die Frage nach der Weisheit des Volkes dürfte aus heutiger Sicht Fragen aufwerfen.

BlauesPferdScreenshot der Aufzeichnung von "Blaue Pferde auf rotem Gras" aus dem Berliner Ensemble (1980)

17. Februar 2023, 19:30 Uhr: Blaue Pferde auf rotem Gras, Michail Schatrow, Berliner Ensemble 1980, Regie: Christoph Schroth (Aufzeichnung von 1980)

"Blaue Pferde auf rotem Gras" – der Titel des Stücks von Michail Schatrow bezieht sich auf ein Lenin gewidmetes Wandgemälde eines kriegsgeschädigten Rotarmisten, das dessen Traum von der kommunistischen Zukunft darstellt und unvollendet bleibt – so wie diese Zukunft im Stück unvollendet bleibt, als etwas dargestellt wird, woran man noch arbeiten kann und muss.

Der im September 2022 verstorbene Christoph Schroth inszenierte das Stück 1980 am Berliner Ensemble. Die öffentliche Aufzeichnung der Aufführung erfolgte bereits vor der Premiere. Am Premieren-Tag, dem 3.10.1980, wurde das Stück auch im DDR-Fernsehen ausgestrahlt.

Über zwanzig Studenten des ersten Studienjahres der Staatlichen Schauspielschule Berlin (heute: HfS “Ernst Busch”) wirkten an dem Stück mit. Da es fast zehn Jahre lang lief, spielten insgesamt vier Studentengenerationen mit.


Uebergangsgesellschaft3 ThLanghoff 1988 90 ScreenshotScreenshot aus "Die Übergangsgesellschaft" von Thomas Langhoff  

17. März 2023, 19:30 Uhr: Die Übergangsgesellschaft, Volker Braun nach Tschechow, Maxim Gorki Theater 1988, Regie: Thomas Langhoff (Aufzeichnung des Fernsehens der DDR von 1990).

Thomas Langhoffs Uraufführung dieser Variation über Themen aus Anton Tschechows "Drei Schwestern" wurde zu einem Signaturstück der Wende: Den Menschen der "Übergangsgesellschaft" ist der Glaube an ihre Zukunft abhanden gekommen. Sie reiben sich zwischen Zweifel am Sinn des Lebens und enttäuschten Hoffnungen auf und  wollen nicht länger auf ein Leben warten, dessen Versprechungen sich nicht einlösen.

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