Hyäne Fischer. Das totale Musical - Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Wenn der Mond eine neue Venus gebiert
11. November 2022. "Im Rausch der Zeit sind wir bereit", sang Hyäne Fischer 2018, und das Video dazu gab sich als Verherrlichung der Blut-und-Boden-Romantik. Der burlesken Nazi-Parodistin widmen die Regisseurin Marlene Engel und die Dramatikerin Lydia Haider nun an der Volksbühne Berlin ein aktivistisch-feministisches Musical. Und der Vulkan erglüht.
Von Stephanie Drees
11. November 2022. Es soll, das war schon im Vorfeld das Versprechen, um nicht weniger gehen, als "die letzte Chance, Deutschland ins goldene Matriarchat zu führen". Eine Ansage. Auf der Drehbühne steht ein ganzer Chor bereit, eine Armee in Camouflage-Outfits. Manche zeigen sich im lockeren Rambo-Gedächtnis-Look, andere bauchfrei, in knappen, grün-braun gemusterten Tops und Shorts. Urbane Krieger:innen, die sich mit gespannten Körpern bereit machen für den Kampf. Dämmerung der Matriarchinnen.
In der Mitte der Bühne: Wasser. Wie ein riesiger, kreisrunder See mutet das an. Tief scheint das Gewässer zu sein – bis eine der Krieger:innen einmal quer hindurchwatet. Marie Rosa Tietjen tritt in goldener Cargohose und mit zerfledderter Kämpfer:innen-Weste nach vorne, hinter sich einen stark stilisierten Vulkan, aus dem sich Lava nach oben drückt und eine Krone bildet, die an die inneren Schamlippen der Vagina erinnert. Und dann dieser Mond: Ein kreisrundes, riesiges Gebilde hängt über dem Wald der Revolutionär:innen, im Laufe des Abends wird es vielsagend in verschiedenen Farben leuchten. Der Mond hat eine Öffnung, die an eine Kameralinse erinnert, aus dem kleinen Loch in der Mitte strahlt es hell – das Licht kommt aus einer Kugel tief im Inneren des Planeten. Was sich darin wohl verbirgt? Wahrscheinlich eine neue Venus.
Perfekte Spiegelung kollektiver Traumata
In ästhetischer Hinsicht wird hier einiges aufgefahren, alles ist auf halb-ironische, halb-trashige Art bedeutungsschwanger. Tatsächlich sind das Bühnenbild und vor allem das Lichtdesign die eigentlichen Stars des Abends. Obwohl es doch um einen echten Star gehen soll, soviel wurde uns versprochen: "Hyäne Fischer – Das totale Musical" ist eine Art Hommage-Abend an die Kunstfigur, die 2018 vor allem mit ihrem Lied "Im Rausch der Zeit" und dem zugehörigen Video auf sich aufmerksam machte – und der darauf folgenden Ankündigung, Österreich 2019 auf dem Eurovision Song Contest vertreten zu wollen. Im Video tollen einige Eva-Braun-Epigoninnen miteinander herum und spielen mit totalitärer Blut-und-Boden-Romantik. Es ist das alte Motiv des kühlen Faschisten-Schweißes in den Ritzen des Trachtenjankers.
Hyäne ist eine wirklich eindrückliche, burleske Nazi-Ikonen-Darstellerin, eine perfekte Spiegelung kollektiver Traumata, die fern und nah zugleich sind. Es ist verständlich, dass Marlene Engel und ihr Team der Hyäne ein ganzes, feministisch-aktivistisches Musical widmen. Sie seien einfach Fans von Hyänes Songs, sagte Dramatikerin Lydia Haider, von der das Libretto stammt, im Vorfeld. Und Hyäne ist sogar höchstpersönlich da, lässt sich vor der Show mit Fans ablichten, sitzt im Publikum und zeigt sich beim Schlussapplaus auf der Bühne.
Schwarzer Todesengel und die "Fascho-Killer"
Mit Lydia Haider, der Königin des fein sezierenden Blicks auf beidseitig panierte Identitätsfolklore, ist eigentlich eine starke Autorin am Werk – deren lyrische Wut-, Revolutions-, Schimpf-, und Schnitzeltiraden an diesem Abend leider verpuffen. Das liegt zum einen daran, dass sich die Texte in guter Jelinekscher Hassmonolog-Tradition auf dieser Bühne verlaufen. Ab und an gelingt eine typische Haider-Punchline. "Das Glas ist nicht halb-voll, es ist schmutzig", deklamiert Kathrin Angerer, die ja wunderbar revolutionär gestimmt und beleidigt zugleich sein kann. Die meiste Zeit aber irrlichtert Haiders Lyrik assoziativ vor sich hin, und die fünf Protagonist:innen der Show halten sich ihre Textflächen wie Schilde entgegen.
Man kann sich die Sache mit der Revolution und dem Matriarchat ja unterschiedlich ausmalen. Die Protagonist:innen dieses Musicals kommen aus verschiedenen Epochen, bringen verschiedene Referenzrahmen aus Geschichte und Popkultur mit. Da ist eine Hohepriesterin im Zwanziger-Jahre-Diven-Outfit. Kathrin Angerer verkörpert zwischendurch einen schwarzen Todesengel, der mit Helene-Fischer-Akrobatik-Dekor von der Decke baumelt. Einen der stärkeren Auftritte hat Rosa Lembeck, die als Königinnen-Figur im Maria-Stuart-Look zum betont harmlosen Synthiepop ein Manifest singt: "Wir sind die Psycho-Ficker. Wir sind die Fascho-Killer. Wir sind die Pille davor und danach. Wir sind das Gasolin in euren Narrativen. Und mit einem Schlag treiben wir euch ab."
Kein goldner Glanz im Inneren
Es ist schon klar: Es geht um das große Ganze. Nicht nur die Abschaffung des Patriarchats – sondern auch die Öffnung utopischer Denk- und Schaffensräume, eine neue Geschichtsschreibung, vielleicht gar eine neue Geschichte für jede Einzelne, die an diesem Abend an die Rampe tritt. Aber wenn beim obligatorischen "Im Rausch der Zeit" chorisch "Wie sind bereit" gesungen wird, mag man das nicht so wirklich glauben. Die Musik von Eva Jantschitsch oszilliert zwischen kühlem Pop-Schlager und dem großen, ausgestellten Walkürenritt-Pathos. Der wuchtige Bläser-Sound der Live-Band konkurriert mitunter spielerisch mit glatten Keyboard-Sounds. Das funktioniert über Strecken ganz gut, nur leider müssen die Schauspieler:innen immer wieder in Tonlagen singen, die einfach nicht die ihren sind, oder, besonders fatal: Einmal unmotiviert in den Zuschauerraum rein- und wieder rauslaufen. So verhalten die Schauspieler:innen mitunter agieren, entsteht leider der Eindruck, dass sich ihre Figuren im goldenen Matriarchat gar nicht wohl fühlen. Schade.
Hyäne Fischer – Das totale Musical
Konzept & Künstlerische Leitung: Marlene Engel, Text: Lydia Haider
Musik & Musikalische Leitung, Additional Lyrics: Eva Jantschitsch, Bühne: Marianne Vlaschits, Kostüme: Dalia Hassan, Kampf-Choreographie: Linnéa Tullius, Musikalische Co-Produktion: Ville Haimala, Chorleitung & Korrepetition: Sir Henry, Licht: Kevin Sock, Ton: Jonathan Bruns, Dramaturgie: Anna Heesen, Johanna Kobusch.
Mit: Kathrin Angerer, Rosa Lembeck, Silvia Rieger, Marie Rosa Tietjen, Katarina Maria Trenk.
Chor: Derya Atakan, Zuzana Cuker, Josephinex Hansis, Jessyca R. Hauser, Giselle Mapp, MissVergnügen, Kinga Ötvös, Yasmin Saleh, Danja Schilling, Carina Schwertner, Sera Kalo, Linnéa Tullius, Band: Born In Flamez, Mathilde Conley, Sonja Engelhardt, Ash Luk, Sara Neidorf, Maxine Troglauer.
Uraufführung am 11. November 2022
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
www.volksbuehne.berlin
Im Rahmen unserer Reihe Streitfall Drama (5) sprach Lydia Haider mit Caren Jeß über ihre geteilte Vorliebe für schimpfende Figuren, die ihr aber für eine Poetik mit ganz anderen Zielen dient.
Kritikenrundschau
"Hier wird nichts erzählt oder zur Diskussion gestellt, es bedarf keiner Handlung", schreibt Margarete Affenzeller im Standard (11.11.2022). "Hyäne Fischer" bestehe "einzig aus einer Steigerung des Sich-Freischlagens einer Zukunft im kathartischen Sinn". Der bombastischen Show fehle zwar die Regie, "ein über die Verzahnung der Lieder hinausreichender szenischer Plan", aber sie erinnere in ihren besten Momenten an die "dysfunktionalen Redeschwallszenen einstiger Pollesch-Arbeiten“. Einige der Lieder von Eva Jantschitsch "mit klarem, bewährt entspanntem Sound komponiert", hätten Ohrwurm-Qualität. Und die Volksbühne als "Sammelbecken für eine Generation durchaus streitbarer österreichischer Künstlerinnen" wie auch Florentina Holzinger erweise sich in einer Zeit der forcierten Angst vor dem Publikumsschwund einmal mehr als mutiger und neugieriger als andere Bühnen.
"Nach langer Zeit gab es in einer Volksbühnenpremiere mal wieder Buhrufe. Ansonsten brave Akklamation. Die Veranstaltungen an diesem Haus bekommen zunehmend etwas Sektiererisches, die Arbeit einer weiteren letzten Generation", bemerkt Rüdiger Schaper vom Tagesspiegel (11.11.2022). "Über die langen Textpassagen, die laut und gepressst vorgetragen werden, lässt sich schon deshalb nicht viel sagen, weil man so wenig versteht – nicht bloß akustisch." Dem Ensemble gehe bald die Puste aus. Seltsam defensiv und in den Massenszenen ungeschickt wirke die Arbeit, die der Kritiker im letzten Satz als "bodenlos" bezeichnet.
Was böse, satirisch, komisch sein solle, sei meistens einfach nur flach und dumpf, so Barbara Behrendt von RBB Kultur (11.11.2022). "Das liegt hauptsächlich am Text von Lydia Haider, der sich an großen österreichischen Vorbildern wie Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard abarbeit, aber statt Intellekt und Sprachwitz nur alberne Zoten ablässt und verquaste, kryptische Kunstsprache daherraunt.“ Als Lichtblick erkennt die Kritikerin Kathrin Angerer. Sie verleihe noch den oberflächlichsten Phrasen und langatmigsten Monologen einen charmant ironischen Hintersinn à la Rene Pollesch.
"Wo war die Regie?", fragt Michael Wolf auf nd-aktuell.de (11.11.2022). Kein totales Musical sei "Hyäne Fischer", sondern höchstens ein partielles. "Die Premiere wirkte wie ein Durchlauf nach der dritten Probenwoche, als hätte man inzwischen den Text gelernt und Musik einstudiert, ein Bühnenbild gebaut und Kostüme geschneidert, und müsste das alles jetzt noch zusammenbringen.“ Hat dem Kritiker der Text zu Beginn noch Lust auf ein wohliges Eintauchen in die literarische Tradition Österreichs bereitet, drehte sich dieser bald zunehmend um sich selbst. "Es geht recht meta, recht luftig zu, oder anders ausgedrückt: substanzarm."
Für die Volksbühne sei die Show eine Blamage. Sie liefere den Beweis, dass "freilaufende Präpotenz" nicht zwangsläufig zu gutem oder auch nur halbwegs erträglichem Theater führe, so Peter Laudenbach von der Süddeutschen Zeitung (11.11.2022). Die Regie-Anfängerin Marlene Engel sei heillos überfordert, quäle sich in ihrem Versuch der Nachstellung des Musicals-Formats mühsam von Nümmerchen zu Nümmerchen. "Die Textautorin Lydia Haider verheddert sich konfus in ihrem Satzgeklimper und verwechselt jeden Zufallseinfall mit dem Beweis ihres Genies."
Das Stück sei eine "schlecht geölte Monologmaschine", findet Stefan Hochgesand in der Berliner Zeitung (11.11.2022). Der Monolog von Marie Rosa Tietjen zum Beispiel klinge, als hätten "Elfriede Jelinek oder Peter Handke einen müden Krawallo-Clown gefrühstückt". Nichts verbinde die Monologe zu einer Handlung, und nichts sei hier originell, eher brachial brechstangig. "Wenn Theaterleute argumentieren, wie systemrelevant sie seien für den gesellschaftlichen Diskurs im Lande, sollten sie 'Hyäne Fischer – Das totale Musical' besser unter den Teppich kehren oder mittels Hebebühne in den Keller versenken", ist das Fazit des Rezensenten.
"Was soll das Ganze?", fragt Katharina Granzin in der taz (15.11.2022). Hin und wieder reime sich etwas, Vieles drehe sich penetrant um sich selbst, und zwischendurch werde auch mal eine Aussage völlig transparent transportiert. Die Darstellerinnen seien insgesamt zu bewundern für die aufrechte Ernsthaftigkeit, mit der sie die schwierigen Nonsens-Texte vortragen. "Nur in der Kombination von Ernst und Dada ergibt sich ein theatral so absurder Effekt. Aber in der auf nichts zusteuernden Nummernrevue, die das angebliche Musical eigentlich ist, erschöpft dieser Gestus sich schnell; und die Zuschauerin ebenso."
Schön, dass Sie diesen Text gelesen haben
Unsere Kritiken sind für alle kostenlos. Aber Theaterkritik kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag, damit wir weiter für Sie schreiben können.
meldungen >
- 20. Januar 2023 Löwen der Theaterbiennale Venedig 2023
- 20. Januar 2023 Schauspieler Werner Riemann gestorben
- 20. Januar 2023 NRW-Haus unterstützt Theater-Wiederaufbau in Beirut
- 20. Januar 2023 Defizit beim Sorbischen National-Ensemble
- 20. Januar 2023 Parchim plant Theater-Neueröffnung für Mai 2023
- 18. Januar 2023 Kleist-Förderpreis an Elisabeth Pape
Die Produktion der drei Österreicherinnen Marlene Engel (Konzept & Künstlerische Leitung), Lydia Haider (Text) und Eva Jantschitsch (Musik und musikalische Leitung) bietet von vielem etwas, reiht als Nummernrevue die Auftritte der Damen aus dem Volksbühnen-Ensemble aneinander, bleibt aber doch recht dünn. Wieder und wieder wird ein goldenes Matriarchat beschworen, Kathrin Angerer beschwört eine „hodenlose“ Weltherrschaft in einer gut gemachten Helene Fischer-Persiflage.
Über solche Kabinettstückchen hinaus hat der Abend aber wenig zu bieten: sicher, da ist Marie Rosa Tietjen, die gebürtige Hamburgerin, die Pollesch am Schauspielhaus Zürich entdeckte, die ihren Hass auf panierte Schnitzel und die Heile Welt-Fassade, die Österreich für die Piefke-Touristen aufbaut, herausschleudert. Und natürlich ist da auch ein Solo von Silvia Rieger, die schon seit Castorf am Haus ist und mit einer Welt voll Abschaum und Fäkalien abrechnet.
Aber diese Momente stehen zu unverbunden nebeneinander, blitzen kurz auf, während der Rest des Musicals mit viel Glitzer und großem Chor im Camouflage-Look die Leere zu überdecken versucht.
Komplette Kritik: daskulturblog.com/2022/11/10/hyaene-fischer-volksbuehne-kritik/
Positiv: die Musik und der Chor (oder besser der Gesang des Chors), die Komposition ist neu interessant transportiert. Eigentlich für ein Musical schonmal gute Voraussetzungen.
Die Bühne: opulent, Wasser, Regen, Drehbühne, fliegende Menschen…. Auch eigentlich alles was man braucht für einen Erfolg.
Texte: auch wenn die Texte einen dramatischen Kürzungsschnitt hätten vertragen können, alles in allem gab es den Versuch etwas Literarisches zu schaffen. Auch gar nicht schlecht. Das Potential war da.
Negativ: 5 Solisten, keiner schafft es alle Töne zu treffen. (Freundlich ausgedrückt!) Dabei passiert in den Songs einfach nichts. Die Solisten wissen nichts mit sich anzufangen. Laufen motivationslos durchs Publikum. Oder stehen rum. Hängen an der Decke und das war’s. In den Songs passiert NICHTS. Und nicht nur die Solisten, auch der Chor steht entweder rum oder beginnt sich unmotiviert und vor allem unchoreographiert zu bewegen. Manchmal entscheidet sich jemand mitten im Lied sich zu kratzen oder jemandem die Hand auf die Schulter zu legen, eine tanzt, eine schaut wie eine Kampfmaschine, eine schaut die andere verliebt an. Alles in allem sieht man an diesen Verzweiflungstaten der Schauspielerinnen das eklatante fehlen einer Regie. Es ist ein Regievakuum. Jede macht was sie will in diesem Matriarchat. Die einzige choreographierte Nummer hat geschlagene vier Bewegungen auf gefühlten zwölf Minuten Song. Und selbst die sind für manche Menschinnen auf der Bühne wohl eher lästig, so scheint es.
Choreographie nicht vorhanden!
Regie nicht vorhanden!
Aber die altvorderen Veteranenschauspielerinnen der Großen Volksbühne werden es doch reißen oder?
Die Jungen versteht man nämlich nicht, weil die Technik nicht reicht auf dieser gnadenlosen Bühne ihre Stimme zu projizieren. Also wird geschrien was das Zeug hält. Ohne Nuancen, monoton, jedweden Witz, den der Text durchaus hat, zermarternd. Schade.
Doch was machen die Stars der Volksbühne: projizieren gut, versuchen irgendwie mit dem Text und der Musik eine ‘Rolle’ zu schaffen, etwas darzustellen, scheitern aber auch kläglich! Dieser castorfapostolische alt hergebrachte Theatersprech, der dem eigentlich eher umgangssprachlichen Wortsalattext einen so überdimensionierten Pathos aufsetzt, macht, dass die Figuren lächerlich wirken. Vor allem wenn sie dann noch jeden Ton versemmeln oder als Krönung am Ende es noch nicht mal schaffen bedeutungsschwanger im Takt bis 4 zu Zählen weil das Taktgefühl fehlt.
Alles in allem muss man sagen, in einem Musical sollte man singen können. Auf einer Bühne zur Musik sollte man wissen wie man sich bewegt. Und in einem Monolog sollte man eine Rolle verkörpern.
Zu all diesen Problemen gibts es Lösungen: Sänger, Choreographen und Regisseure.
Oft, aber wie wir an diesem Abend gelernt haben nicht immer Teil eines erfolgreichen Musicals. Kann man machen, wird dann aber nicht erfolgreich.
Viel Potential, viel Wasser, warum war da eigentlich Wasser? Ach ja Dramaturgen gibts ja auch noch. Auch vergessen bei Hyäne Fischer… waren wohl nur männliche angestellt an der Volksbühne mit denen man nicht arbeitet im Matriarchat.
Lob an: Bühne, Licht, alle anderen unsichtbaren Mitarbeiter:innen und die 3 Bläser:innen.
die kritiken haben im großen und ganzen recht, dieses ding auf der bühne ist in keinster weise gut, hat aber gerade dadurch das zeug ein richtiger dauerbrenner zu werden, wenn keiner der verantwortlichen jetzt noch etwas "besser" machen will.
-
regie findet nicht statt. musical ist ein genre mit gewissen gesetzen, denen muss man nicht folgen --> aber frau könnte sie kennen, um sie zu ironisieren, zu trahen, zu was weiß ich...
Es braucht eine szenische Motivation um ins Lied zu kommen. Im Lied dann eine Choreographie die szenisch mit der Musik und dem Text korrespondiert.
-
In der VB stehen alle bloß rum, szenische lähmung und hilflosigkeit, die nicht mal rührend ist.
-
das letzte sog. (Trash) Musical "Icke und er" hatte stil und die wenigen songs gingen lässig über die rampe. und sicherheitshalber wurden sprechgesang gewählt.
-
Das Meiste, was bisher hier geschrieben wurde, stimmt. Hier einige persönliche Anmerkungen:
Was mir gefällt: Titel, Bühnenbild, Bühnentechnik und Kostüme, insbesondere die Masken
Das hat Potential: Thema: Matriarchat statt Patriarchat. Die Live Musik, der gesamte gesprochene und gesungene Text
Das hat mir nicht gefallen: Die TONTECHNIK ist schlimm! Die Kopfmikrofone der Darsteller werden m.E. nur beim Gesang angeschaltet. Musik und Gesang sind übersteuert und undeutlich. Es gab nicht wenige Zuschauer:innen, die sich die Ohren zugehalten haben, weil insbesondere die Songs sehr laut sind. Sprechtexte sind schwer zu verstehen, ich habe vielleicht 30% bis 50% akustisch verstanden und das ist ein Riesenmanko! Im Stück gibt es KEINE HANDLUNG. Die Zusammenhänge erschließen sich schwer, es gibt weder einen Spannungsbogen noch eine Geschichte. Das ist KEIN RICHTIGES MUSICAL! In einem richtigen Musical können die Darsteller Singen, Tanzen und auch Schauspielern. Das können die Darstellerinnen hier nicht, sondern immer nur eines von den dreien. Der Chor kann zwar Singen, aber weder Tanzen noch Schauspielern. Die Schauspielerinnen sprechen Texte, können aber nicht Singen, noch haben sie Rollen zu füllen. Im ganzen Stück gibt es keinen wirklichen Tanz noch eine tänzerische Choreografie. Es gibt eine allgemeine szenische Lähmung, keine erkennbare Regie. Ich hatte Mitleid mit den Darstellerinnen und das tat mir weh. Der TEXT ist oft AKUSTISCH UNVERSTÄNDLICH. Da es keine Story gibt, fällt es schwer, Anschluss zu halten. Vieles wird weggenuschelt und wir, sechs Personen, saßen weiter vorne! Die SPRACHE IST BRACHIAL, BRUTAL, SEHR DRASTISCH. Das hat mir überhaupt nicht gefallen! Da wird verbal ausgeweidet, gef*ckt, skalpiert, gesch*ssen, das Innere des Menschen nach außen gekehrt und darauf rumgetrampelt. In einer zentralen Szene haben alle Darstellerinnen minutenlang mit Hämmern mechanistisch und sich wiederholend auf einander eingedroschen - das fand ich schlimm. Die Szene war viel zu lang und hatte nichts von einem geschauspielten Bühnenkampf.
Es geht um Brachial-Feminismus. Es ist eine Stück aus einer radikalen Meinungsblase heraus für eine radikale Meinungsblase geschrieben.
Es gab mehrmals kleineren Szenenapplaus, am Schluss zwei Vorhänge freundlichen Applaus und einige laute Buhrufe. Das Ensemble hatte Unterstützer:innen zwischen den Feiertagen im Publikum. Man/frau sah sich wieder bei Umarmungen im Theater-Foyer.
Nachdem ich mich irgendwann abgeregt hatte, bleibt ein kleiner wertvoller Rest übrig. Das Stück ist irgendwie irre und unzusammenhängend, das Thema wertvoll und so gegen den Mainstream gebürstet und so krass halb- und leider auch unprofessionell umgesetzt, wie man es nur selten sieht. Es ist trotzdem etwas, um sich anregen zu lassen. Über das Wenige, das man/frau verstanden hat, kann man/frau nachdenken. Ich würde es besonders Personen empfehlen, die frauenbewegt sind, mal eine Stück nur mit Darsteller:innen und Musiker:innen sehen wollen und aus Sympathie mit dem Grundanliegen (Matriarchat) Abstriche am Konzept Musical machen können und wollen. In vielerlei Hinsicht, beabsichtigt und leider auch unabsichtlich, ist dieses Stück eine Provokation.
** 2 von 5 Sternen