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archiv » Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz (7)
Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz

Dorf als Welt

von Annemarie Bierstedt

Neustrelitz, 6. April 2019. Der Kampf hat begonnen. Fließ (Frank Metzger) und Gombrowski (Michael Kleinert) stehen sich ganz nah gegenüber, um sich durch zwei Ferngläser hindurch anzublicken. Fließ kämpft für die Vögel und gegen den Windpark. Gombrowski kämpft für den Windpark und gegen den Untergang Unterleutens. Es gilt: Meine Wahrheit gegen deine Wahrheit. Dieses Bild bringt Tatjana Reses Bühnenadaption von Juli Zehs Roman "Unterleuten" im Landestheater Neustrelitz auf den Punkt.


Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz

Die Welt ist meine Gummizelle

von Georg Kasch

Neubrandenburg, 16. Februar 2019. Ist Neubrandenburg das Zentrum des Universums? Oder vielleicht des Jenseits? Jenny Jannowitz, titelgebender Todesengel, trägt jedenfalls einen schwarzen Faltplan mit sich herum: Auf der einen Seite leuchten weiß die Himmelssterne, auf der anderen die Straßen Neubrandenburgs.


Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz

Dritte Ausfahrt Kalau light

von Christian Rakow

Neustrelitz, 13. Februar 2016. Manchem erscheint ja schon Frank Castorf nach 23 Jahren Amtszeit an der Berliner Volksbühne als Fidel Castro des Theaters. Wer wäre dann Wolfgang Bordel? Der Kaiser Wilhelm (wie es das gemein&nutzlos-Diagramm XXVI nahelegt)? Könnte passen. Schon weil Bordels Reich seit nunmehr 32 Jahren das Theater Anklam bei der wilhelminischen Bäderinsel Usedom ist. In Anklam kreuzten sich Castorfs und Bordels Wege. Der unliebsame Theater-Neuerfinder musste gehen und verabschiedete sich in Richtung Berlin; der Unterhalter mit Komödienfaible machte sich breit und blieb.


Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz

Stammtisch der Mörder-Bürokraten

von Hartmut Krug

Neustrelitz, 14. Februar 2015. Sie kommen aus unserer Mitte, die mehr als ein Dutzend Männer in weißen Hemden, die zu Beginn mit Scheinwerfern aus dem Publikum geholt werden. Jeder stellt sich kurz vor, mit Namen, Herkunft, Funktion und Position, – und mit einem Statement, das Sinn- oder Verteidigungsspruch sein kann. Unterstaatssekretär Martin Luther aus dem Auswärtigen Amt und Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, liefern den gedanklichen Rahmen, in dem sich die Teilnehmer der sogenannten "Wannsee-Konferenz" bewegen. "Was sind schon ein paar Millionen Tote, wenn ich Karriere machen kann", erklärt Luther, während Heydrich dekretiert: "Die Geschichte schreibt nicht mehr der Jude, sondern wir. Und so, dass der Jude darin nicht mehr vorkommt."


Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz

Geben Sie Räume für Kunst, Sire

von Christian Rakow

Neubrandenburg, 26. Januar 2013. "Provinz … Mich kann das Wort nicht stören. / Manche zwar möchtens ungern hören. / Plundersweilern ward oft schon hingestellt / Als langweiligste Stadt der Welt." In einer kleinen Kreisstadt wie Neubrandenburg, in einem gerademal 200 Plätze fassenden Schauspielsaal haben solche Verse ihren eigenen Charme. Hier im äußersten Nordosten kann man der Provinz-Frotzelei aus Peter Hacks' Goethe-Bearbeitung "Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern" noch hinterher zwinkern, es gebe auch noch langweiligere Städte: Neustrelitz. Das ist der Ort, mit dem das Neubrandenburger Theater seit geraumer Zeit fusioniert ist. Die neue Schauspielleitung dieses Verbunds bekleidet seit dieser Saison der altgediente Anklamer Intendant Wolfgang Bordel in Personalunion. Multitasking auf Mecklenburgisch.


Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz
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Das Lied vom unergründlichen Willen zur Tat

von Christian Rakow

Neubrandenburg, 25. November 2011. Bilder von den Verheerungen eines Tsunamis in Japan sind dem Programmheft beigegeben, dazu Passagen aus Elfriede Jelineks "Das Werk", aus diesem mächtigen Spottlied auf den technisierten Menschen in seinem Ringen mit den Naturgewalten, den äußeren und inneren: "Letzten Endes siegt immer die Natur des Menschen, die zerstören oder aufbauen will …".


Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz

Verschlafene Revolution

von Wolfgang Behrens

Neustrelitz, 21. November 2009. Ab und an ertappt sich wohl jeder theateraffine Großstädter bei einer gewissen Arroganz gegenüber der Provinz. Und manchmal wird er sich auch bestätigt fühlen, wenn er etwa mit Hungergefühl am Zielort eintrifft, die Theaterkantine geschlossen vorfindet und in der Premierenspielstätte nur die kulinarische Auswahl zwischen Wiener Würstchen und Schmalzstulle hat.


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