Die BRD sehen … und sterben?

20. Oktober 2021. In Frau Schmidt fährt über die Oder widmet sich Dramatikerin Anne Habermehl dem Schicksal von Menschen, über die das Rad der Weltgeschichte hinwegfuhr. Habermehl bringt ihr Stück selbst an den Münchner Kammerspielen zur Uraufführung.

Von Anna Landefeld

Die BRD sehen … und sterben?

von Anna Landefeld

München, 20. Oktober 2021. Irgendjemand, irgendwas hat sie hineingeworfen in dieses Leben, in diesen erbsengrünen Theaterraum. Hier schlurfen sie, raufen sie sich die Haare, zittern ihnen die Hände. Hier tänzeln sie überdreht, kauern in einer Nische, starren vor sich hin. Und überall dieses erbarmungslose Licht, das die Traumata scharf ausleuchtet, die ihnen dieses Leben ins Gesicht gebrannt hat.

Anne Habermehl macht den Werkraum der Kammerspiele zum Therapieraum. Ein Therapieraum für vier Menschen, die Nebenfiguren der großen Geschichte, der großen Politik sind, über die das Weltenrad hinübergerollt ist und die man vergessen hat aufzusammeln. Sie gibt ihnen eine Sprache, eine einfache wie schöne, sich immer wieder zeitlich überlappende, springende, aber sich niemals verlierende Sprache. Es ist ein spannendes Glück, dass die Autorin Habermehl auch selbst inszeniert und aus ihrem poetisch-dokumentarischen Text einen klugen, einen aufmerksamkeitsfordernden, aber auch bedrückenden Theaterabend webt.

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