Und ewig blüht der Aberglaube

21. Januar 2023. Die österreichische Schriftstellerin Maria Lazar wurde erst kürzlich wiederentdeckt. Am Akademietheater hat Lucia Bihler jetzt ihr Hauptwerk auf die Bühne gebracht. In einem Dorf verschränken sich Anfang der 1930er Jahre verschrobene esoterische Überzeugungen ungut mit austrofaschistischer Mentalität.

Von Gabi Hift

21. Januar 2023. "In dem schönen Ort Maria Blut, werden alle Schmerzen wieder gut, / Medizin viel Geld dir kosten tät, die Gottesmutter aber machts für ein Gebet." Mit diesem Sprüchlein sollen die Pilger in Scharen angelockt werden und die kleine Ortschaft Maria Blut in ein österreichisches Lourdes verwandeln. Riesig ragt die Madonna auf der Bühne auf, wie eine gewöhnliche Kirchenstatue aus dem 19. Jahrhundert sieht sie aus, nur viel viel größer. Ihren blauen Mantel spannen zwei ebenso große Holzengel über die ganze Breite der Bühne von Jessica Rockstroh aus.

Das Burgtheater führt nach Der Henker (2019) nun das Hauptwerk der völlig vergessenen und erst kürzlich wiederentdeckten jüdischen Autorin Maria Lazar (1895–1948) auf. Den Roman "Die Eingeborenen von Maria Blut", eine gewitzte Satire auf die Situation in der österreichischen Provinz zu Beginn der Dreißigerjahre, hat sie 1935 im dänischen Exil vollendet und vergeblich versucht ihn unter Pseudonym zu veröffentlichen. Zur Dramatisierung scheint er auf den ersten Blick gänzlich ungeeignet: Mehr als dreißig Dorfbewohner erscheinen in Kurz- und Kürzestszenen, umgangssprachliche Dialoge wechseln mit einer expressionistischen Erzählstimme und inneren Monologen ab.

Joomla!-Debug-Konsole