Druck auf der Sprechblase

von Valeria Heintges

Zürich, 20. September 2020. Sie haben alle "Druck auf der Sprechblase", sagen sie. Sie reden und quatschen, sie palavern und sinnieren. Sie lassen sich dabei nicht vom Sinn leiten, sondern vom Klang der Sprache. Das Ergebnis? Sätze wie "So eine Höröffnung ist eine Ohröffnung!". Man mag nicht widersprechen und kann sich doch nur wundern, dass sie zehn Anläufe brauchen, um zu der Erkenntnis zu gelangen. Sie machen viele Worte, könnte man meinen. Sie selbst sehen das anders. "Hier wird gesprochen?", fragt eine. "Hier wird gehandelt!", behauptet eine andere.

Willkommen in der Welt von Christoph Marthaler und Dieter Roth. Die Welten der beiden Schweizer Künstler, die eine Vorliebe für das Absurde, Verdrehte, Um-die-Ecke-Gedachte verbindet, sind im Projekt "Das Weinen (das Wähnen)" am Schauspielhaus Zürich zusammengekommen. Denn Roth (1930-1998), den man als Bildenden, als Aktions- und Objektkünstler kennt, hat auch ein umfangreiches sprachliches Werk hinterlassen, das heute fast vergessen und fast vergriffen ist. Herbert Fritsch hat Roths Stück Murmel Murmel für seinen Volksbühnen-Geniestreich genutzt. Auf 176 Seiten wiederholt sich dort einzig das Wort "Murmel".

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