Gemeinschaft ist möglich

von Valeria Heintges

Zürich, 12. September 2020. Die Bühne des Zürcher Pfauen ist hell erleuchtet. Aber sie ist leer, bis auf sieben schwarze Pianistenstühle. Als die obligatorisch maskierten Zuschauer in den Saal kommen, der nur im Schachbrettmuster besetzt wird, steht der amerikanische Tänzer und Choreograf Trajal Harrell schon da. Schwarze Hose, weisses Hemd; ein feines, zart gemustertes Negligé-artiges Kleid hängt ihm vor der Brust. Als die amerikanische Sängerin Joni Mitchell mit ihrer brüchigen, unendlich variantenreichen Stimme von My old manzu singen beginnt, bewegt er sich, als wäre er die ausdrucksstarke Sängerin, hebt die Arme weit zum Publikum hin, wiegt sich im Takt auf der Stelle.

Keith Jarretts Vorband

Zu Mitchells The last Time I saw Richard tritt Harrells langjähriger Bühnenpartner Ondrej Vidlar auf, gemeinsam, fast synchron bewegen sie sich nun, stemmen zu Mitchells Zeile "Love can be so sweet" wie Atlas imaginäre Lasten in den Himmel. Aber auch in Mitchells Song ist die Süsse der Liebe nur ein vorübergehender Eindruck.

Zu den Songs "River" and "Both Sides Now" tritt sie dann komplett auf, die neue Kompagnie, die Harrell als einer der acht Hausregisseure am Schauspielhaus Zürich gegründet hat. Deutlich gehen sie in typischer Vogueing-Manier auf imaginären Laufstegen hin und her, nun alle mit extravaganter Kleidung angetan, ein schwarz-roter Umhang schmiegt sich um die Schultern von Maria Ferreira Silva, Titilayo Adebayo trägt einen übergrossen Rock, Thibault Lac einen riesigen Pelzmantel, Songhay Toldon hat sich nur noch ein grosses Stoffbündel vor den Bauch gebunden und Nojan Bodas Mair trägt eine Art schwarze Uniform.

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