Vom Varieté verarscht und verführt

20. Januar 2023. Anschnallen bitte, noch ein bisschen Morphium in die Venen, und dann geht's los. Auf eine aberwitzige Tanztour durch Theaterwelt und Showbiz. Choreographin Constanza Macras und ihre Kompagnie DorkyPark triumphieren mit einem Abend über Mythen und Macht im Theater.

Von Stephanie Drees

20. Januar 2023. Eben war noch große Show. Da waren Tänzer:innen in glitzernden Bikinis, mit silberfarbenen Revue-Kronen auf den Köpfen, aus denen üppige Federsträuße wachsen, mit wippenden Perlenstrang-Gürteln, mit schimmernden Stufenärmeln und nahezu perfekter Körperbeherrschung. Sie schmissen die Beine grazil in die Luft wie Can-Can-Tänzer:innen, sie hoben die Arme in grazilen Ballett-Posen – in einer Varieté-Bewegungsfusion aus Samba, aus orientalischem Tanz, aus pharaonischem Phantasietanz, und… und…

Und dann ist da plötzlich eine Frau auf und vor dieser Showtreppe, ganz allein auf der Bühne. Die Beine knicken ihr weg, der Boden zieht ihre Unterschenkel an sich, als wolle er sie fressen. Der Rumpf im grünen Puppenkleid verdreht sich dabei, ihr Körper scheint nicht ganz ihr zu gehören, das Gesicht maskenhaft, die Bewegungen mal flüssig, mal ruckelnd. Dann läuft sie die Showtreppe rückwärts herunter, der Oberkörper nach vorne gebogen, die Hände tasten über die Stufen, der Unterleib folgt, der Kopf schaut zwischen den Armen hervor. Reminiszenzen an den legendären Treppenlauf des Mädchens aus "Der Exorzist" in der Hochphase ihrer Besessenheit. Wunderschön und hochgradig creepy.

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