Sie will dich braten

20. Januar 2023. Alexander Stutz backt sich das Märchen von "Hänsel und Gretel" neu und schiebt eine gute Portion Weltuntergang mit in den Ofen: die Wälder ausgerottet, die Kinder desolat, das Finanzkapital auf Untergang getrimmt. Olivier Keller besorgt die Uraufführung in St. Gallen.

Von Julia Nehmiz

20. Januar 2023. Es ist das alte böse Märchen. Die Kinder, die von ihren Eltern ausgesetzt werden im Wald, damit sie dort verhungern. Die Kinder, die hoffen, dass sie wieder nach Hause finden. Die Kinder, die halb verhungert am Lebkuchenhaus knabbern, doch es ist eine Falle.

Nicht so in St.Gallen: In Alexander Stutz' Märchen emanzipiert sich Grethel. Sie lässt ihren Bruder allein bei der Hexe, findet aus dem Wald, findet eine Adoptivfamilie, gründet eine erfolgreiche Firma und eine eigene Familie. Happy End also? Nein. Die Figuren in Alexander Stutz' "Die Entfremdeten" finden kein Glück. Alle kämpfen gegen ihre Verlorenheit, gegen ihre Einsamkeit, und versinken doch darin. Die eigentlich emanzipierte Grethel gibt die Lieblosigkeit weiter. Mit ihrer Firma, die zum Schutz der Kinder Wälder abholzt und Asphalt verbreitet (denn es möge nie wieder ein Kind im Wald ausgesetzt werden!). Und an ihre Tochter, die sie noch als Tote demütigt.

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