Schwarzer Schnee der Rache

22. Januar 2023. Pegida, Querdenker, Reichsbürger: Wer Kleists Rächer in eigener Sache an einer sächsischen Bühne auftreten lässt, hat diese Gruppierungen im Blick. In Zittau verzichtet Ingo Putz auf den Aktualisierung-Holzhammer und vertraut auf das Assoziationsvermögen des Publikums.

Von Michael Bartsch

22. Januar 2023. Weißer Schnee fiel am Premierentag reichlich auf dem Weg nach Zittau im Dreiländereck an der Neiße. Aus dem Schnürboden fiel dann schwarzer Theaterschnee, Flugasche der Verwüstung Wittenbergs, und zum Finale noch einmal zur Hinrichtung des in seinem Rechtsempfinden tief verletzten Pferdehändlers Michael Kohlhaas. Sonst bedurfte es fast keiner Ausstattung auf der Bühne des Gerhart-Hauptmann-Theaters in Zittau, zugleich Arena für etwa 80 Zuschauer. Einige kleine Fläschchen Theaterblut, eine große Flasche Rotwein, ein die Zerstörungen symbolisierender Stuhlhaufen, zwei herabgelassene Vorhangschals, deren geschickte Deckenspot-Anstrahlung kirchliche Spitzbögen bei der Begegnung Luthers mit Kohlhaas andeutet. Anfangs liegt ein Reitsattel im Zentrum.

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