Wärmflaschen am Arbeitsplatz

18. November 2022. Im Energiekrisen-Herbst 2022 werden allerorten die Ärmel hochgekrempelt. Welche Energiesparmaßnahmen setzen Stadt- und Staatstheater der Bundesrepublik um, kurz- wie langfristig ? Eine Erkundigung. 

Von Dorothea Marcus

18. November 2022. Energiesparen ist an den Theatern im Krisenherbst 2022 eine Pflichtaufgabe. Politisch werden diese Maßnahmen auf vielen Ebenen gefördert, etwa im Programm "Green Culture" des Landes Baden-Württemberg oder im Rahmen des städtischen Programms "Frankfurt spart Strom". Vor wenigen Wochen kündigte Claudia Roth an, dass, sowie ein Haus 20 Prozent Energie einspare, 50 Prozent vom Rest der Energiekosten gegenfinanziert werden sollen – finanziert aus nicht vergebenen Corona-Hilfen.

Am Schauspiel Düsseldorf etwa wird mit Bundesmitteln des "Fonds Zero" 2024 ein „Peer Gynt“ Premiere haben, der komplett klimaneutral ist – was das bedeute, über ein recyclebares Bühnenbild hinaus, werde gerade überlegt, erzählt Cornelia Walter, Referentin von Intendant Wilfried Schulz und künstlerische Projektleiterin: "Wir hatten uns weit vor der jetzigen Energiekrise beworben und sehen es als Chance, dass wir in den Überlegungen einen Vorlauf hatten." Auch im Studio der Berliner Schaubühne werden dank Fonds Zero 2023 mehrere CO2-neutrale Theaterprojekte Premiere haben: "Das ist eine gute Möglichkeit, um modellhaft auszuprobieren, was wir in ein paar Jahren ohnehin tun müssen: klimaneutral zu arbeiten", sagt Direktor Tobias Veit. Außerdem sei es ein guter Anlass gewesen, den Treibstoffgas-Ausstoß grundlegend zu analysieren.

Nur ein einziges der sieben befragten Theater gibt indes zu, dass die Energie- und Kostenkrise nicht nur bereichernde Auswirkungen auf das künstlerische Programm hat: "Die Krise ist da", erzählt Bettina Jahnke, seit 2018 Intendantin des Potsdamer Hans Otto Theaters. Durch die Erhöhung der Mindestgage, Material- und Energiekosten sei der Finanzbedarf in kürzester Zeit extrem hochgeschnellt: "Um Kräfte zu bündeln und so präsent wie möglich zu bleiben, konzentrieren wir uns jetzt mehr auf das Kernprogramm des Theaters. Wir ändern das Angebot, um zu verhindern, dass wir an die Struktur gehen müssen." Konkret bedeutet das: Kleine Extra-Veranstaltungen wie etwa den Late-Night-Schauspielerabend oder große Diskursveranstaltungen fallen von nun an erstmal weg.

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