Donna Davison - Hanna Rudolphs Uraufführung eines Stücks von Thomas Jonigk
Dämmernde Diskursgewächse
von Nikolaus Merck
Berlin, 31. Januar 2009. Man erfährt ja im Theater immer wieder Interessantes. Etwa dass Pornodarsteller ein Vielfaches der Helden des Fernsehens verdienen. Oder dass 29 Zentimeter eben doch mehr Lust machen als 14 Zentimeter. Das wenigstens behauptet Tom Donkey, der so heißt wegen seiner 29 Zentimeter, womit er zum rechten Superstar aufgestiegen ist, pornobusinessmäßig. Andererseits ist das mit den Wahrheiten im Theater auch immer so eine Sache.
In "Donna Davison" in den Kammerspielen des Deutschen Theaters trägt Mister 29 cm einen rosa Anzug und oben einen leicht fettigen Vokuhila. Während die Titelheldin im knallengkurzen Grausilbernen auf Wolkenkratzer-Absätzen erscheint. Will uns die Kostümbildnerin weismachen, so trüge sich das fleischerne Business outfitmäßig? Wir denken, das sind Klischees. Wiederum andererseits erweckt ein Theater, auf dem Sätze gesagt werden wie: "In der Pornographie verführt die Abwesenheit der Anwesenheit" natürlich unmittelbar Vertrauen. Diskursiv jedenfalls geht es hier state of the art zu.
Feminismus der neuen Körperlichkeit
Für die Sätze ist Thomas Jonigk verantwortlich. Der war mal eine große Junge-Autoren-Nummer in den Neunzigern. Damals gehörte er zum Umfeld des Theaters Affekt, einer freien Gruppe um den Regisseur Stefan Bachmann und den Dramaturgen Lars-Ole Walburg. Jonigk schrieb Die-Familie-ist-die-Hölle-auf-Erden-Stücke und auch dank seiner begann einst die Uraufführungssucht im deutschen Theaterwesen. Später ward's ein wenig ruhiger, der Mann machte Karriere, schrieb Romane, ein Opernlibretto, trat beim Bachmann-Preis im Jörg Haiderschen Klagenfurt auf. Jetzt kehrt er für ein Auftragswerk des Deutschen Theaters nach Berlin zurück: "Donna Davison".
In den Kammerspielen ist die Dame Davison nicht bloß Pornoaktrice und Trägerin des besagten Grausilbernen, sie vertritt auch einen neuen "körperlichen Feminismus", weshalb sie ihre lange blondierte Haarpracht eindrucksvoll femme fatale-mäßig einsetzt und außerdem Sachen sagt wie die von der "Anwesenheit der Abwesenheit". Die Wuchtbrumme Alwara Höfels spielt Donna Davison als ziemlich viel Frau. Zuviel Frau für Jan Friedberg, der zwar Tatort-Kommissar und Träger einschlägiger Film- und Fernsehpreise ist, aber leider nur 14 statt 29 Zentimeter aufweist und außerdem den Kardinalfehler begeht, sich in Donna zu verlieben.
Hätte er das Programmheft der Aufführung gelesen, hätte er gewusst: Bloß nicht. Pornodarsteller eignen sich nicht für Beziehungen mit Normalsterblichen. Weil letztere an der Seite von Profi-Sexlern eifersüchtig werden oder depressiv. Gut. Friedberg, den Thomas Huber sehr geradeaus und sehr geheimnisfrei vorstellt, weiß das nicht, weshalb er sich verliebt und unglücklich wird und depressiv.
Seidene Bettstatt vor Spiegelwand
Aber vielleicht spielt er das auch nur, Jonigk nämlich hat "Donna Davison" als Film im Film im Spiel geschrieben. Friedberg und Davison spielen in einem Film, der das Zusammentreffen eines Fernsehstars mit einem Pornostar bei gemeinsamer Filmarbeit zum Thema hat. Ho ho! Das ist raffiniert. Sehr gekonnt und verwirrend, aber leider will man am Ende der 80 Minuten gar nicht mehr wissen, ob Friedberg am Ende Davison umbringt oder nur spielt, dass er sie umbringt oder vielleicht bloß träumt, dass er spielt, dass er sie umbringt.
Zu diesem stetig sich steigernden Desinteresse trägt wesentlich die Regie von Hanna Rudolph bei, die die Figuren des Spiegelspiels allzu geradlinig inszeniert. Die Leutchen kommen und gehen, sprechen ihren Text und sind dabei komplett widerspruchsfrei. Derweil Videos zusätzliche Verwirrung über das Spiel im Spiel im Spiel stiften, legt das bedauernswert auf der Drehbühne kreiselnde Drei-Kammern-Häuslein mit Dusche, seidener Bettstatt vor Spiegelwand (Spiegel!) und Jalousiezimmer (beim Pornodreh flugs herunterzulassen) etwaigen Höhenflügen der Zuschauerfantasie genauso Fußeisen an wie die vor den Brandmauern dämmernden Fauteuils mit Grüngewächsen.
Katharina Schmalenberg als Regisseurin spielt statt der zu erwartenden Zuchtmeisterin einen Regie-Puck, eine Art zwangsweise an den Boden gehefteten Springteufel, und auch Michael Benthin mit seinen 29 Zentimetern und Sven Walser als Stichwortgeber und Agent der wirklichen Wirklichkeit können bei diesem Harmlosigkeitswahnsinn nichts retten.
Die "Anwesenheit der Abwesenheit" übrigens meint die Frau im Pornofilm, die als Idee der Frau anstelle der konkreten Frau agiert. Aber die Judith-Butler-Kundigen unter uns haben hinterher erklärt, dass der neue Feminismus auch darüber längst hinaus ist. So fehlte zum Diskursstück jonigkscherseits doch entscheidendes Diskursmaterial, zum interessant aufgedonnerten Regieunternehmen fehlte es Rudolphsch am Willen zur Verfremdung und Brechung des Vorgefundenen.
Donna Davison (UA)
von Thomas Jonigk
Regie: Hanna Rudolph, Bühne: Hansjörg Hartung, Kostüme: Geraldine Arnold, Musik: Bert Wrede, Video: Sebastian Pircher.
Mit: Alwara Höfels, Katharina Schmalenberg, Michael Benthin, Thomas Huber, Sven Walser.
www.deutschestheater.de
Kritikenrundschau
Als "Schlaumeier-Stück über Pornografie" bezeichnet Andreas Schäfer im Tagesspiegel (2.2.2009) Thomas Jonigks neues Stück "Donna Davison". Mehr als von ernst zu nehmenden Figuren handele es von Klischees, zu deren Entlarvung das Stück mit Realitätsebenen jongliere. Doch das Stück sei "nicht nur ein Stereotypenkarussell und Diskurslabyrinth, sondern auch ein Angsthasen-Text. Mit seinen Verspiegelungen will er nicht nur entlarven, sondern gleichzeitig auch Jonigks Position verschleiern." Regisseurin Hanna Rudolph mache "aus diesem albernen Nichts das Beste: eine grelle Farce." Selten habe man "freilich Schauspieler beim Schlussapplaus so ernst gesehen, so peinlich berührt von dem, was sie da anderthalb Stunden über die Bühne rumpeln mussten."
"Donna Davison" sei "eine Art postmoderner Verwechslungskomödie, die sich des altbewährten Theatertricks vom Spiel im Spiel bedient, um die Uraltfrage des Theaters zu stellen: Muss ein Schauspieler wissen, wovon er spielt, um glaubwürdig zu sein?", schreibt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (2.2.2009). Das Stück sei "zwar fein ausgedacht, aber kein bisschen mehr", es sei "ein anrisshaftes Konstrukt-Stück", in dem alles "haltungslos runtergehandelt" werde. Thomas Jonigk liefere "uns einen dramatischen Diskurs, der wie ein Kurzvortrag im Theaterwissenschaftsgrundkurs wirkt". Der jungen Regisseurin Hanna Rudolph bleibe nichts weiter übrig, "als diesen Text irgendwie unfallfrei über die Bühne zu bringen".
In einer Kurzkritik in der Berliner Morgenpost (2.2.2009) vermutet Peter Hans Göpfert, dass Jonigk "dem Zuschauer wohl mal zeigen" wolle, "dass der eine vorurteilslastige Sicht auf den Pornobetrieb hat". Dem Betrachter aber "schwanen die aufklärerischen Absichten des Autors rasch". Der Witz des Stücks erschöpfe sich schließlich in Filmtiteln wie "Anale Grande", "in puncto Humor könnte das Stück ein Rettungspaket gebrauchen."
"Dass er die Grenze zwischen Realitäts- und Drehbuchebene stets in der Schwebe" belasse, sei noch "die interessanteste Dimension von Jonigks Text, der daraus aber keine nennenswerte Neuerkenntnis" entwickle, meint Anne Peter in der Berlin-Ausgabe der tageszeitung (2.2.2009). Hanna Rudolphs Inszenierung nehme den Text "ganz von der ironischen Seite" und lasse Alwara Höfels als Donna "überdeutlich gegen alle Klischees an- und gleichzeitig ihren Sexappeal ausspielen". Doch leider "ist das alles eben doch kein Drama über eine sexuell befreite Frau, sondern lediglich eine Komödie über maskuline Neurosen, in der die hinlänglich bekannten Männerfantasien zwar weidlich auf die Schippe genommen, über spezifisch weibliche Lust jedoch kaum etwas erzählt wird."
Auch Jürgen Otten in der Frankfurter Rundschau (3.2.2009) interessiert sich für die Überlagerung der Ebenen in"Donna Davison": "Wann hört die Kunst auf? Wann fängt das Leben an? Ist Pornographie Kunst? Und ist Kunst schon Pornographie?" Allerdings verliere Thomas Jonigk sein Thema beim Versuch, es sprachlich auszuformen, "beinahe" aus den Augen. Richtig gefährlich werde es sogar, wenn sich die Komödie ins Stück hineindränge, und ausgerechnet auf diese Momente sattele die Regisseurin Hanna Rudolph auf: Sie sei "zu mutlos" und klebe "an der Trivialität des Textes" fest, "anstatt ihn gegen den Strich zu bürsten. Aber was soll sie machen? Zu massiv sind die Affirmationen Jonigks, zu effektgeladen ist seine Sprache, zu erwartbar, zu sehr Wirkung heischend. Das fast Paradoxe daran ist, dass man, je unzumutbarer dieser Text wird, umso mehr Freude am Zuschauen hat. Das Amüsement siegt über den Diskurs."
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die lust am zerriss besonders von kommentatoren hier ist billig und nervt.
das besondere am theater ist eben, dass man wirklich erst sieht, ob ein abend gelungen ist, wenn die zuschauer da sind. und das kann dann auch noch unterschiedlich sein. von abend zu abend. wenn theater also nicht scheitern darf, dann wird nichts gewagt, sondern man biedert sich allerhöchstens dem publikum an.
grundsätzlich sollte man auch immer davon ausgehen, dass da einfach eine menge arbeit drinnen steckt, ne ganze menge mehr als in einem kommentar auf nachtkritik und auch als in einer (professionellen) kritik.
Der Betrieb funktioniert ja anders. Da muckt ja keiner auf und in den Kritikerjournalen äußern sich nur die üblichen Verdächtigen mit ihrer üblichen Meinung. Das staut bei manchen eine Wut auf, die sich hier manchmal breit macht. Das Theater ist eine hierarchische Veranstaltung, hierzulande viel mehr als in den meisten anderen Ländern.
Ich finde Jonigks Texte auch nicht gut und sein Autorenlabor eine selbstherrliche Anmaßung, heraus geschmissenes Geld, das man den Autoren einfach so geben sollte, ohne Labor. Aber ich würde Herrn Jonigk das nie sagen, aus politischen Gründen, und die beteiligten Autoren, von denen mindestens zwei auch dieser Meinung sind, auch nicht.
Nennen wir's die Latrinenwand des Theaters, aber wer da reinritzt, der interessiert mich und offenbar viele user mehr als das offizielle Gehuber.
Ehrlichkeit und Offenheit im Umgang. Das fehlt uns allen.
Ich zweifle zunächst an Jonigks Selbstberufung zum Autorenlehrer. Warum kümmert er sich nicht lieber um die Texte, die er auch aufführen lässt, die weiter zu entwickeln mit den Autoren. Oder seine eigenen weiter zu entwickeln. Und dann dieser Wettbewerb, wer ist der Sieger am Ende, statt den Leuten den Druck zu nehmen, unter dem sie leiden.
Ja, man kann da Connections machen. Das ist das A und O für Dramatiker. Es reicht eine durchschnittliche Schreibe, hauptsächlich man kennt die richtigen Leute, dann kriegt man auch einen Auftrag vom DT in Berlin. Anstatt die Autoren in Ruhe zu lassen, werden sie verhurt durch die Dramaturgen.
Ich finde das eher lustig, wie man da Dramatiker zu machen versucht, bitter macht mich das keineswegs. Ein wenig traurig ist es vielleicht, dass eine gute Textarbeit bei Dramaturgen so selten ist und sie sich so gern in Förderposen werfen, statt wirklich zu fördern, also Texte auf die Bühne zu lassen, eventuell von der Umsetzung seiner eigenen schwachen Produktion abzusehen und statt dessen junge Dramatiker erleben zu lassen, wie es ist, wenn ihre Texte auf Schauspieler, auf Publikum treffen. Das bisschen Mafiaspiel, nach dem Motto: Ich verschaff euch Connections... So ist das deutsche Theatersystem eben.
aber wahrscheinlich sind wir einfach meilenweit voneinander entfernt.
über das theatersystem jammern ist auch doof. wenn man teil davon ist oder sein will, trifft einen zumindest die teilschuld.
Viel Spaß beim Fuß fassen. Wäre schön, deine Meinung in fünf Jahren zu hören.
So, ist gut jetzt, oder?!
Wer ein Stück lobt oder attackiert, tut das selten aus Eigeninteresse und möchte schlicht und einfach seine Meinung kundtun. So viele in den Startlöchern sitzende Dramatiker, die sich mit einem Lob bei einer Bühne anbiedern möchten, gibt es gar nicht.
Ich bin davon überzeugt, das man aus einem schwachen Stück mit einer guten Inszenierung viel herausholen kann, z.B durch Videoeinspielungen, gute Darsteller, Bühnenbild, Effekte etc.
Gelegentlich bin ich den Kritikern dankbar. Aufgrund der mitgelieferten Inhaltsangabe von Herr Merck wurde ich davon abgehalten, in Donna Davidson auch nur einen Fuß reinzusetzen. Da ich gerade bei Fuß bin...Da der "Kritikerkritiker" im Theaterbetrieb anscheinend schon einen Fuß in der Tür hat, kann er ja "krah" helfen, dort endgültig Fuß zu fassen. Durch den "Kritikerkritiker" erfuhr ich auch, dass der Theaterbetrieb ein hierarchisches System ist. Deshalb hat er seinen Rang in diesem Forum etwas zu hoch eingestuft. Er kritisiert nicht, sondern kommentiert nur. In Zukunft sollte er sich nur noch "Kritikerkommentator" nennen.
ich lese das hier und frage mich, ob sie als redaktion eine meinung zu dem haben, was sie hier mit plakativen kommentartiteln veröffentlichen. ich finde sowohl die beiträge ärgerlich, als auch dieses rumraten um die identität der hetzredner und gegenredner.
ich würde sie deshalb darum bitten, zu überdenken, ob diese art von forum nicht sehr vom sinn der sache abgerückt ist.
schon klar, nicht so einfach mit zensur usw., wird jetzt vielleicht auch gleich jemand schreien. Seriöser wär diese seite aber, wenn man hier nur noch mit seinem tatsächlichen namen schreiben kann. wenn sich zum beispiel die macher in der art der gegenkritik bei theaterheute zur aufführung äußern mögen. wenn dieses ehrlichere schreiben nicht möglich ist, möchte ich ihnen empfehlen, diesen kommentarteil zu schließen.
falls sie sorge haben, dadurch internetaufrufe einzubüßen, und daher keine veränderung des forums unternehmen, bedaure ich das, womöglich wär es aber ein nächster schritt, eine noch ernstzunehmendere kritikplattform in der wahrnehmung der theaterlandschaft zu werden.
zu meinem namen; ich bin weder verwandt noch verschwägert mit einem der produktionsbeteiligten, noch arbeite ich mit diesen zusammen.
und so lang das hier keine rolle spielt, werde ich den nicht drunterschreiben.
also, wenn die Redaktion jetzt verlangen würde, dass alle ihre echten Namen nennen, würden Sie das auch tun? Aber freiwillig nicht?
Es ist so: Ich als Redakteurin will das nicht verlangen. Nicht zuletzt, weil wir gar nicht überprüfen könnten, ob eine angebliche Grit Schulz, die dann hier vielleicht schriebe, wirklich existiert. Gut, es gibt e-Mail-Registrierungen, dann könnte man zumindest den jeweiligen Leuten nach Hause antworten. Aber Rückschluss auf die Identität lässt das auch nicht zwingend zu.
Ich denke, die Kommentierenden haben es selbst in der Hand, wie ernst sie sich und ihre Diskussionen nehmen. Es gibt sehr wohl Leute, die mit ihrem (einem) Namen unterzeichnen. Oder die, wie Anne Rabe weiter oben, merken, dass es notwendig ist, sich an einem bestimmten Punkt des Gesprächs zu erkennen zu geben. Andere tun das nicht, und darüber will ich nicht zu Gericht sitzen.
Eine Möglichkeit, andere zu etwas zu verleiten, das man selbst für besser hält, gibt es natürlich auch im Internet: Mit gutem Beispiel vorangehen.
Viele Grüße,
Petra Kohse
Sie haben meinen standpunkt nicht verstanden. das soll auch das letzte mal sein, dass ich mich hier äußere und sicher auch das letzte mal, dass ich diese kommentare lese, so lange -(da will ich mich nicht wiederholen), da ich mich eben in diesem rahmen nicht auf eine endlosdiskussion einlasse.
hier kann sich wer will den namen eines autoren, regisseurs oder intendanten geben (oder mglw. den eines vorherigen kommentators), oder/und so unsachlich wie er will aufführung oder bestandteile, die fähigkeiten von theaterschaffenden bewerten.
autoren/regisseure werden als "schlecht" abgestempelt, und dabei sind die kommentare zu dieser aufführung nur beispiel. im schlimmsten fall lesen das leute und gehen dann wegen irgendwelchen idiotischen kommentaren nicht in aufführungen.
ich werde eben nicht "mit gutem beispiel vorangehen", und mich damit in diese reihe von zum teil sehr ärgerlichen kommentaren einreihen. ich würde meinen namen nennen, wenn sich daran etwas ändert, und das wird es nicht, wenn ich hier meinen namen nenne. dann wird hier nämlich weiter scheiße geschrieben werden, so lange sie nämlich ein derartiges forum dafür bieten.
mit freundlichen grüßen
An SBK: ich habe mit den Aufführungen in Düsseldorf nur insofern etwas zu tun, als ich sie gesehen habe. Nicht mehr, nicht weniger.
An anonym: das ist aber alles sehr fadenscheinig, was Sie hier zum Besten geben. Meine Empfehlung: lassen Sie es einfach und uns weiter unsere "scheiße", wie Sie es nennen, schreiben und unsere Meinungen äußern. Danke schön.
Ab jetzt alle: "Peymann".
Oder: "Centraltheater".
Grit.
Eine Autorenwerkstatt dient vor allem dazu, den Autoren Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu geben, ihnen Mut zu machen - etwas, das sie bis dahin im Elternhaus oder im Freundeskreis nur marginal bis gar nicht erfahren haben.
Man geht eher behutsam mit ihnen um.
Wollte man ihnen wirklich die Wahrheit über den Betrieb erzählen, auf den sie sich einlassen, sähe die in etwa so aus:
Dramaturgen und Regisseure, die mit der Gegenwartsdramatik betraut werden, sind – wenn man so will – betriebsimmanente Kinderficker. Sie bevorzugen begabte, dabei relativ unreife und unerfahrene Autoren unter 30, die sie von Autorenwerkstatt zu Theaterlabor weiterreichen können, die sie im umfassenden Sinn "machen" können – auf ihre speziellen Wünsche und die allgemeinen Anforderungen des Betriebs hin. Diese Autoren werden dann so lange ausgereizt, soll heißen: auf einer Studiobühne nach der anderen aufgeführt, bis man sie satt hat, sie älter und bekannter geworden sind – und man wieder nach Frischfleisch verlangt. Das alles geht in immer kürzer werdenden Abständen vor sich.
Wenn die Autoren sich mit dem Betrieb arrangieren lernen und (überwiegend) männlich sind, können sie sich im Betrieb funktional integrieren, Dramaturgen werden (Richter, Mayenburg, Düffel), Werkstätten leiten (Bukowski), Theaterlabore machen (Jonigk), Regisseure sein (Sagor, Neumann), sogar Intendanten werden (Petras). Das sichert ihnen ein Überleben im Betrieb, das ihnen ihre Stücke von allein mit Sicherheit auf Dauer nicht gewährleistet hätten.
Die Texte selbst sollen z. T. gar nicht zu konturiert, zu ausgestaltet sein, denn primär geht es nicht um die Heranzüchtung neuer Autoren, sondern um neue Regisseure und Schauspieler. Die Texte sollen daher eine gewisse Offenheit, Vagheit, Ungenauigkeit (gutes Beispiel für all das derzeit: Löhle) aufweisen, damit der (zumeist junge) Regisseur und die (zumeist jungen)
Schauspieler sich in ihm breitmachen, sich über ihn exponieren können.
Ich weiß, klingt grausam, das alles.
Aber das ist nun mal mein Resüme nach acht Jahren Betriebsarbeit.
Ich jedenfalls freue mich über dieses scheiß Forum.
Richter und die Schaubühne sollen nervös sein?
Glaube ich nicht.
Man möchte es ja meinen, angesichts der Tatsache, dass sie in Bezug auf die Auslastung sogar hinter das Maxim Gorki zurückgefallen sind. Aber ein Stadttheater dieser Größenordnung ist auf grund seiner Finanzierungs - und Betriebsstruktur nicht zuletzt eine Behörde - und das erste, was Beamte lernen, wenn sie überleben wollen, ist: Konflikte aussitzen.
Ostermeier wird demgemäß in Ruhe bis 2012 bleiben - und wer weiß, vielleicht übernimmt er dann ja von Peymann das BE. Er wäre, wie ich finde, in mancherlei Hinsicht ein fast logischer Nachfolger :-).
In den 90er Jahren ging ich häufig in öffentlich zugängliche Autorenclubs und geschlossene Literaturvereine. Nach der Lesung wurde über das Geschriebene diskutiert und manchmal wurde ein Autor regelrecht zerrissen. Nur einmal kam es vor, dass ein angehender Schriftsteller nach der Kritik in die Psychiatrie eingeliefert werden musste. Ansonsten ging das immer gut, und wer keine Kritik verträgt, sollte sich eben von der Öffentlichkeit fernhalten. Das Gleiche sollte auch für das Theater gelten. Die Leute, die hier schreiben, gehen ja in der Regel gern ins Theater, auch wenn sie gelegentlich ausfällig werden. Ich war z.b. häufig in der Volksbühne, aber wohl kaum, weil mich ein Scherge von Castorf mit vorgehaltenem Revolver dazu gezwungen hat. Und manchmal habe ich mich über eine Inszenierung ein bisschen geärgert, weil man das besser hätte machen können. Aber trotzdem bin ich immer wieder hingegangen. Die Krise der Volksbühne ist eigentlich, dass sie zu wenig neue Stück anzubieten hat. Ich glaube, nebenbei gesagt, auch nicht, dass Ostermeier nervös geworden ist. Er hat ja die Ära Kohl miterlebt, gewisse Verhaltensweisen adaptiert und folglich das Aussitzen gelernt.
Ich bezweifle, daß hier nur arbeitslose Off-Schauspieler und Wirtshausdramaturgen rumlungern.
Das Internet ist ja nicht mehr ein exklusiver Ort einiger weniger, die zuviel Zeit und zuwenig anderweitige Möglichkeiten haben.
Den Typus des unproduktiven Stänkerers und ewig nörgelnden Kleingeistes findet man mindestens genauso häufig in Kantinen, Dramaturgien und auf Theaterproben wieder. Glauben Sie mir.
Lasst doch endlich dieses Herumgehacke auf dem Medium! Über das Telefon beschwert sich doch auch keiner mehr. Also wirklich!
Derjenige, der seit drei Postings wieder ins "Keifen" und "Stänkern" verfällt, sind Sie, und insofern dürfen wir Sie mit ihren eigenen Worten als unseren "intellektuellen Proll" hier im Internet herzlich begrüßen :-).
Was das Internet betrifft, ist es übrigens sinnlos, sich als Sieger, die anderen jedoch als Loser zu stigmatisieren. Das, was im Büro oder in der Kneipe funktioniert, führt hier ins Leere, da die soziale Kontrolle fehlt. Nur so ein Tip für Net-Anfänger :-)
Ihre Behauptung, jemand, der hier postet, habe vom "System" Theater "keinen blassen Schimmer", sei "ahnunglos", läßt mich vermuten, dass Sie bisher mit komplexen Systemen nicht weiter in Berührung gekommen sind (zum mal Reinschnuppern: Kaufen Sie sich ein medizinisches Fachbuch und entdecken Sie das Wunder Ihres Blutkreislaufs!)
Apropos Biologie: Ein Freund von mir arbeitet als Supervisor im High Tech-Bereich. Wer einmal die Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse einer Universitätsklinik kennenlernen durfte, weiß, was für ein hochkomplexes Betriebsmanagment da vonnöten ist.
Dagegen sind Stadtheaterbetriebe in ihrer Unternehmenskultur vorsintflutlich, in ihrer künstlerischen Entscheidungsfindung, ihrer Mitarbeiterkommunikation, ihrem Finanzmagement geradezu primitiv.
Jeder Direktionspraktikant kann sich darüber bereits nach wenigen Wochen ein umfassendes Bild verschaffen.
Jemand wie Sie, der in das "System" oder den "Betrieb" Theater weiß Gott was für ein Geheimnis oder ein schwer zu erlangendes Wissen hineininterpretiert, tut es ausschließlich, weil er sich einen Nutzen davon verspricht.
Ja hier sind Sie, die intellektuellen Prolls, aber vielleicht auch doch nicht so intellektuell.
Aber beschimpfen sollte man sie nicht, und sie darauf aufmerksam zu machen, also läutern o.ä. hat wohl leider auch keinen Zweck.
Das sind wahrscheinlich größtenteils sehr einsame Menschen, die sich freuen, dass man sich hier mit Ihnen unterhält.
Die sich freuen, dass Sie zu allem eine Meinung haben, und die "im Internet" äußern dürfen und dann sogar Gleichgesinnte darauf reagieren.
Und sich freuen, dass Sie dann wieder darauf reagieren können.
Das ist ja fast wie im wirklichen Leben.
Oder wie im Theater.
Ebenso verhält es sich mit der Funktion des Mitleids, sowohl in der klassischen Tragödie des Theaters wie im Fernsehen. Auch hier geht es nicht um das tat-sächliche Mitleiden, sondern vielmehr um die geheime Freude darüber, als Zuschauer selbst nicht betroffen zu sein, gleichwohl aber die Gefühle stellvertretend ausleben zu können. Fazit: Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.