Brave New Häuschen

20. Januar 2023. Wie sieht das Metaversum aus? Und was bleibt vom Menschen, wenn er seine Existenzgrundlage zerstört, aber die Voraussetzungen für transhumanes Leben geschaffen hat? Emre Akal entwirft in seinem neuen Stück eine Dystopie, in der auch Heiner Müller und "Diese Drombuschs" eine Rolle spielen.

Von Kai Bremer

20. Januar 2023. Das Metaversum ist ein Guckkasten-Tiny-House. Es hat zwei Zimmer: eine Miniküche, die ohne Geräte auskommt, in der aber eine kleine Tischtennisplatte steht, und ein Wohnzimmer, das zwar mit Tisch und Stuhl zum Verweilen Gelegenheit bietet, dazu aber nicht wirklich einlädt.

Das Häuschen hat außerdem eine Veranda, auf der zuweilen geraucht wird. Wer ins Grüne aus Kunststoffrasen treten möchte, muss einen Vorhang an der Rückwand zur Seite schieben und irgendwie unter dem offenbar zu niedrigem Türsturz hindurchtreten. Vieles in diesem von Annika Lu eingerichteten Domizil wirkt gleichzeitig absurd und bekannt (etwa das lange geringelte Kabel des an den Mittelpfeiler montierten Telefons). Es erinnert teils an "Mad Men", teils an "Diese Drombuschs". Ob dieses Metaversum-Häuschen freilich mehr ist als eine Reminiszenz an die idyllischen Konsum-Höllen des 20. Jahrhunderts, lässt sich nicht auf Anhieb sagen: Vielleicht ist es lediglich ein neues Eigenheim für Barbie. Oder für Nora? Oder gar ein Heim für zivilisierte Morlocks?

Welcome to the Metaverse

Dass es sich bei dem Häuschen, das auf der Bühne des Kleinen Hauses im Theater Münster zu sehen ist, um das Metaversum handelt, ist auf jeden Fall eindeutig. In Emre Akals neuestem Stück "Nachkommen – Ein lautes Schweigen" wird eine zukünftige posthumane Welt gezeigt. Das machen schon die ersten Sätze deutlich, die die vier Darsteller:innen in diesem brave new Häuschen sprechen. Auch ihr Spiel und ihre Kostüme (ebenfalls Annika Lu) lassen keinen Zweifel aufkommen, dass hier Wesen zu sehen sind, die bestenfalls noch Spuren von Mensch enthalten – etwa wenn sie erstaunt feststellen, dass offenbar einige Tränen über ihre Wangen rollen.

Nachkommen4 Sandra Then uWas bleibt, wenn die Existenzgrundlage vernichtet ist? Alaaeldin Dyab, Clara Kroneck, Janosch Schulte und Regine Andratschke in "Nachkommen – Ein lautes Schweigen" © Sandra Then

Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab, Clara Kroneck und Julius Janosch Schulte tragen poppig-pastellfarbene Kleider beziehungsweise Anzüge. Die Länge ihrer Haare und Fingernägel machen klar, dass sie schon seit Ewigkeiten keine Schere mehr gesehen haben. Nicht nur ihre Masken, die ihnen schwarz-leere Augen sowie verzerrte Nasenrücken geben, machen aus ihnen puppenartige Wesen. Auch ihre immer wieder ungelenken und sich wiederholenden Bewegungen sowie die oft vor Erstaunen erstarrten Münder erwecken diesen Eindruck. Sie sprechen manchmal miteinander. Oft nehmen sie auch nur die Worte der Vorrednerin oder des Vorredners auf und führen die Sätze fort. Die Vier unterscheiden sich zwar, Individuen sind sie aber nicht.

Müller lässt grüßen

Akals Text und seine eigene Inszenierung desselben werfen die Frage auf, was vom Menschen bleibt, wenn er seine eigene Existenzgrundlage zwar zerstört, aber gleichzeitig die Voraussetzungen für transhumanes Leben schafft. Die Vier auf der Bühne sind Widergänger des geblendeten Sehers Teiresias: "Und so wurden wir blind. Die analoge Welt vor unseren sehenden Augen bewahrend." Anders als der antike Seher blicken sie jedoch nur noch zurück, nicht mehr in die Zukunft. Sie erinnern an gesellschaftliche und ökologische Probleme und schließlich an Katastrophen vor ihrer Zeit. Ihr Blick in die Vergangenheit ist oft defätistisch, verzichtet aber – Heiner Müller lässt grüßen – nicht auf derbe Komik. Diese kommt – genau wie die eine oder andere anzügliche Geste – in Teilen des Publikums nicht gut an, begeistert gleichzeitig jedoch zahlreiche der anwesenden Schüler:innen.

Nachkommen2 Sandra Then uEnthalten bestenfalls noch Restspuren von Mensch: Emre Akals Tiny-House-Bewohner im Bühnenbild von Annika Lu © Sandra Then

Im Verlauf des Abends reagiert das Publikum immer vielfältiger auf das Bühnengeschehen. Die wiederholt türkischen, vereinzelt auch englischen Sätze, die die posthumanen Pop-Zombies sprechen, sorgen sowohl für Lacher bei denen, die sie verstehen, als auch für eisiges Schweigen. Selten scheint sich das gesamte Publikum angesprochen zu fühlen. Das korrespondiert damit, dass der Blick auf die Bühne verdoppelt wird, indem über dieser ein großer Spiegel hängt, der einen zweiten Blick auf das Geschehen erlaubt. Akal hat ergänzend verschiedene intertextuelle Anspielungen in sein Stück einmontiert. "Goethe" und "Sturm und Drang" mögen noch als Schlagworte für das gesamte Publikum funktionieren.

Bunte Dystopie

Dass neben "Fatma", "Ahmet" und "Torsten" eine Figur "Iphigenie" heißt, die über "Schuld" nachdenkt, ist eine präzise Steilvorlage fürs Münsteraner Bildungsbürgertum, lässt aber offenbar die Schüler:innen hinter mir, die die meiste Zeit rege an der Inszenierung Anteil nehmen ("Leise Alter, Du bist so peinlich!"), völlig kalt.

Gemeinsam mit Annika Lu hat Emre Akal also ein Mosaik inszeniert, das kein Gesamtbild zeigt, sondern eine bunte, je nach Voraussetzung überfordernde Dystopie. Aber gerade deswegen ist sie letztlich ein präziser Spiegel der Gegenwart.

Nachkommen – Ein lautes Schweigen!
Von Emre Akal
Regie: Emre Akal, Bühne und Kostüme: Annika Lu, Dramaturgie: Tobias Kluge
Mit: Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab, Clara Kroneck, Julius Janosch Schulte
Premiere am 19. Januar 2023
Uraufführung
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

www.theater-muenster.com

 

Kritikenrundschau

Von einem "faszinierenden Stück" berichtet Andrea Kutzendörfer in der Glocke (21.1.2023). "Das Gruselkabinett aus Horst 2.0, Franz 2.0, Franzi 2.0, Nilgün 2.0 ist gewöhnungsbedürftig. In ihre leeren, maskenhaften Gesichter mag man auch nach eineinhalb Stunden Theateraufführung nicht gerne blicken. Ihre Fingernägel sind hässliche Greifer, die Haare zottelig. Aber je länger man diesen Wesen auf der Bühne des Theaters Münster zuhört, desto mehr steigt man in ihre Geschichte ein."

Kommentare  
#1 Nachkommen, Münster: Tolle FormJörg Bleicher 2023-01-20 19:58
Tolle Form, Gratulation!! Mochte es richtig gern!
#2 Nachkommen, Münster: Nach 30 Minuten auserzähltT. G. 2023-01-21 10:23
Die Schauspielsparte des Theater Münster war diese Spielzeit, bis auf “Das Vermächtnis”, eine einzige Enttäuschung. So auch hier wieder. Die Spieler:innen machen ihre Sache ok, die Ausstattung war toll, aber leider war die Form nach 30 Minuten zu Ende erzählt (...)

(Anm. Redaktion: Ein persönlicher Anwurf wurde aus dem Kommentar entfernt.)
#3 Nachkommen, Münster: Volltreffer!Lehrerin 2023-01-21 11:05
Als Klasse wollten wir unseren Schülern und Schülerinnen die Erfahrung einer Uraufführung in Kombination mit einem modernen Stoff bieten. Es war ein Volltreffer und die Diskussionen am nächsten Tag waren sehr lebhaft.
Die Form, die sich ständig selbst gebrochen hat, hat sich nicht verraten, sondern eher entlarvt, dass das Ganze eine große Anklage, vielleicht sogar ein lauter Nachruf auf unsere Gegenwart ist, mit der meine Schüler extrem viel anfangen konnten! Den letzten Satz der Rezension "ein präziser Spiegel der Gegenwart" kann ich nur dick unterstreichen. Vielen Dank auch für die Erwähnung unserer Anwesenheit in dieser Rezension!
#4 Nachkommen, Münster: Junges und radikales StückAnne B. 2023-01-21 11:38
Das Theaterstück hat mich tief beeindruckt. Hervorzuheben sind die ausgezeichneten Kostüme und die kreative Bühnengestaltung. Was mich jedoch am meisten fasziniert hat, war die gelungene Umsetzung ernster Themen in einer leichten und frischen Art und Weise. Die Inszenierung schaffte es, eine tiefgründige Botschaft in einer unterhaltsamen Form zu präsentieren und dabei sowohl weit entfernte als auch sehr nahe Themen anzusprechen. Es handelt sich hierbei um ein junges und radikales Stück, das bewusst überfordert und dabei verschiedene Türen und Perspektiven eröffnet. Meine Freunde und ich hatten viel Spaß beim Anschauen und es hat uns noch lange beschäftigt und zum Nachdenken angeregt.
#5 Nachkommen, Münster: Fesselnde InszenierungJoerg Geissler 2023-01-21 12:17
Ich bin total begeistert von NACHKOMMEN - Ein lautes Schweigen! Der Regisseur hat eine unglaublich fesselnde Inszenierung erschaffen, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft und menschliche Existenz beschäftigt. Die Schauspieler*innen haben ihre Rollen mit Leidenschaft und Hingabe verkörpert, das Bühnenbild und die Kostüme waren sehr gut und haben zur Atmosphäre des Stücks beigetragen. Der Regisseur hat es geschafft sowohl Jugendliche als auch den Standard-Theatergänger anzusprechen. Das radikale Ende hat mich zutiefst beeindruckt und hat mich lange nachdenklich gestimmt.
#6 Nachkommen, Münster: Besser nicht zur PremiereKoppeck 2023-01-21 12:37
@Lehrerin. Bei allem Respekt für Ihr Engagement: Warum mussten Sie mit Ihren Schüler*innen ausgerechnet die Premiere besuchen? Viele Angehörige und Freunde, die mit dem Ensemble die Premiere feiern wollten, bekamen deshalb keine Karte mehr. Außerdem waren die Störungen, das Gelächter und die Unruhe Ihrer Schüler*innen während der Vorstellung (und extrem in den ersten 10 Minuten) eine Zumutung für die Zuschauer*innen und vor allem für die Schauspieler*innen, die ja wegen der Premierensituation besonders angespannt sind. Sehr ambitioniert, dass Sie die Schüler*innen für das Theater begeistern wollen, aber beim nächsten Mal bitte in einer "normalen" Vorstellung.
#7 Nachkommen, Münster: Goldene Erdbeere gefundenA.G. 2023-01-21 13:00
Der Abend war schnell gesetzt und es war klar was los ist, schreiende Jugendliche im Publikum, choreographierte (zugegeben gute) DarstellerInnen und nette futuristische Ausstattung (Gähn) und radikal... gegen alles was man an gutem Theater mag. Als Autor und Regie scheint hier die goldene Erdbeere gefunden, (...)

(Anm. Redaktion: Eine überzogen polemische Passage ad personam wurde aus diesem Kommentar entfernt)
#8 Nachkommen, Münster: Elitäre PraxisHerr Albrecht 2023-01-21 13:32
Lieber Herr Koppeck,

das die Situation ungewohnt verstehe ich. Allerdings würde ich doch fragen, warum Schüler:innen nicht ebenso Mal in den Genuss einer Theaterpremiere kommen sollten. Es gibt kein Vorkaufsrecht für Angehörige und letztlich ist es eine Entscheidung des Theaters, eine Klasse für eine Premiere zuzulassen.
Die übliche Praxis der Schulvorstellungen halte ich für etwa elitär, der Theaterraum sollte für alle zugänglich sein.
#9 Nachkommen, Münster: Nur die ersten 10 Minuten laut?Clarat 2023-01-21 14:00
@#8
Wie kommen Sie beim Namen Koppeck auf “Herr” ?
Wenn Sie beschreiben, dass die ersten 10 Minuten sehr störend waren ist das interessant. Waren die SchülerInnen danach ruhiger weil gespannt zuhörend?
#10 Nachkommen, Münster: Schule und TheaterLehrerin2 2023-01-21 14:22
Da die Debatte hier sehr interessant ist, melde ich mich auch als anwesende und "beschuldigte" Lehrerin nochmal zu Wort. Zugegeben, die Idee, mit den Schülern und Schülerinnen zu einer Premiere für Erwachsene zu gehen, war etwas naiv! Wir waren auch besorgt, dass dies schief gehen könnte, aber wir folgten der Botschaft des neuen Theaterteams mit der Aussage, ein Theater für alle zu sein. In der Tat waren wir als Team mehr als überrascht, unsere mehr als 140 Schüler bei der Premiere so konzentriert und begeistert zu sehen. Bis zu dieser Kommentarspalten-Diskussion waren wir sogar stolz auf uns und unsere Schüler. Wir entschuldigen uns natürlich für die Störung und die Lautstärke in Teilen der Aufführung. Trotzdem kann ich gerne Feedback geben, dass Aussagen nach einer Aufführung von Schülern wie: "Wow, wann gehen wir wieder ins Theater?" oder "Wow, die meinen auch uns!" oder "Wow, die Figur hieß wie mein Vater, Ahmet" ein großer Erfolg sind. Es ist das erste Mal, dass die Schüler sofort wieder ins Theater gehen wollen. Was kann man sich mehr wünschen?
#11 Nachkommen, Münster: ist das die Message?UnwichtigerZuschauer 2023-01-21 14:36
"Viele Angehörige und Freunde, die mit dem Ensemble die Premiere feiern wollten, bekamen deshalb keine Karte mehr."

Liebe Schüler, wenn ihr zukünftig ins Theater geht, dann müsst ihr erst mal fragen, ob alle anderen, die vielleicht wichtiger sind als ihr, bereits ihre Karten haben. Ist das die Message? Dass es wichtige und weniger wichtige Zuschauer gibt? Und das kommt von den Freunden und Angehörigen der Schauspieler? Wow.
#12 Nachkommen, Münster: Ohne StörungKoppeck 2023-01-21 15:49
@Clarat. Wenn Sie sich verpflichtet fühlen, eine Feststellung zu kommentieren, ohne die Vorstellung gesehen zu haben, dann lesen Sie doch bitte auch genau, was da steht: die Störungen fanden während der gesamten Vorstellung statt und waren in den ersten 10 Minuten exrem. Und zu Herrn Albrecht: Ich denke, dass es den Schüler*innen ziemlich egal ist, ob es sich um eine Premiere handelt, ich bezweifle, dass es ihnen überhaupt bewusst war. Dahingegen weiß ich, dass diese Premiere Andere gerne besucht hätten, aber halt keine Karten bekommen haben und das darf man doch wohl mal anmerken, ohne gleich wieder gemaßregelt zu werden?! Ich halte es im Übrigen keinesfalls für „elitär“, wenn man eine Vorstellung ohne Störung des Publikums genießen möchte. Vielleicht sollte die Lehrerin Ihre Schüler*innen vor dem nächsten Theaterbesuch dahingehend etwas sensibilisieren.
#13 Nachkommen, Münster: Ironisch?KunstundFreiheit 2023-01-21 15:52
#6: War das ironisch gemeint? - Ich finde das gut, dass Sie das so beschreiben, da kann die Lehrerin der Klasse das zeigen und die lachen dann nochmal laut oder merken sich, dass in einer Premiere noch einmal eine Sondersituation für das gesamte Inszenierungsteam angesagt ist. Sie freuen sich dann bestimmt, nicht in die nächste Normalsituation wegsortiert zu werden, bloß weil sie halt jung und noch unerfahren in diesen Dingen sind... Und kaufen dann beim nächsten Mal gleich für drei Klassen Premierenkarten - die Angehörigen und Freunde der Mitwirkenden können ja in die öffentliche Generalprobe gehen oder auf der Hinterbühne heimlich mitfiebern.
#14 Nachkommen, Münster: Come on, KulturadelNoisyMouse 2023-01-21 17:21
@Koppeck
Oh bitte, mehr Unruhe in den Sälen, mehr Gelächter und Lautstärke und mehr Wow's am Ende.

"Viele Angehörige und Freunde, die mit dem Ensemble die Premiere feiern wollten, bekamen deshalb keine Karte mehr"

Come on, sind wir jetzt der Kulturadel der nicht gestört werden soll, oder was?
Und ein wenig mehr Kreativität wäre schon schön wenn man so gern dabei sein will: reinschleichen, Treppe sitzen, sich als Requisit verkleiden, irgendwas wird schon klappen

@Lehrerin und Lehrerin2
Toll, dass sie mit Ihren Schüler*Innen bei der Premiere waren. Ihre Schilderung ihres gemeinsamen Besuches ist mir mehr wert als jede Podiumsdiskussion über die Zukunft des Theaters
#15 Nachkommen, Münster: Soweit kommt's eyA. Küspert 2023-01-21 17:31
Dass hier Lehrer*innen dazu gebracht werden, sich für ihre Schüler*innen entschuldigen zu müssen, weil sie es gewagt haben auf etwas, das auf der Bühne passiert zu reagieren und das auch noch hörbar, ist genauso wenig überraschend wie kotzhaft. Und dabei so entlarvend, weil es anscheinend in unserer "ach so offenen, alle meinenden" Szene nicht mal beschämend ist, unter "das darf man doch wohl sagen" auf Folgevorstellungen zu verweisen, damit die Premierenkarten den Insidern zur Verfügung stehen. Jetzt check ich endlich was manche Kolleg*innen meinen wenn sie vom "Publikum von morgen" sprechen. Also ich persönlich hab lieber 300 grölende Schüler*innen im Saal als Kolleg*innen und Angehörige - aber gut. Who cares.
#16 Nachkommen, Münster: Tolle Lehrkräfte!Momunk 2023-01-21 18:27
Vielen Dank der hier kommentierenden Lehrerin! Mir persönlich hat meine Deutschlehrerin in jungen Jahren das wichtigste Hobby meines Lebens geschenkt, als sie mich gegen meinen Willen ins Schauspiel Frankfurt schleppte. Die von Ihnen hier zitierten Aussagen Ihrer Schüler*innen (wie "Wow, die meinen auch uns!") rühren mich zutiefst und stellen meinen Glauben an das deutsche Sprechtheater ein Stück weit wieder her, das sich in der Breite viel zu oft den Vorwurf des Elitären machen lassen muss.
#17 Nachkommen, Münster: Respekt!Zuschauerin 2023-01-21 18:44
Großen Respekt vor dem Theater Münster, das die Karten freigegeben hat! Ich kenne viele Theater, die das verhindert hätten! Macht jedenfalls alles sehr neugierig!
#18 Nachkommen, Münster: Von uns aus ein ErfolgLehrerin3 2023-01-21 18:51
Liebe:r Küspert!
Vielen Dank für die Worte! Aus unserer Sicht ist das absolut ok und auch verständlich! Es ist in der Tat so, dass es ab und zu laut war und die Kommentarspalte sensibilisiert eher dafür, dass man die Schüler besser auf solche Projekte sensibilisieren muss!
Außerdem wurden wir vom Theater Münster sehr nett empfangen und haben uns sehr wohlgefühlt! Das besondere und tolle Stück wird uns auch noch lange beschäftigen!
Von uns auf jeden Fall ein voller Erfolg!

Mit freundlichen Grüßen
#19 Nachkommen, Münster: Stückthema bestätigtJon 2023-01-21 19:19
Die ganze Debatte um das Publikum, die anwesenden Erwachsenen, die während der Vorstellung mit ihren spießigen "Psssschhhts" an die Jugendlichen gerichtet, für noch mehr Lärm sorgten, ist im Grunde ein Clou. Das Stück ging doch genau darum und auch darum, dass sich nie was ändern wird und die Stille immer laut bleiben wird, solange es uns gibt! Super Sache!
Ich fordere: noch mehr und viel mehr junge Menschen mit lauter Reaktion ins Theater.
#20 Nachkommen, Münster: Leidenschaft weckenJ.G. 2023-01-21 20:51
Ich war vor Ort und möchte meine Gedanken zu dem Schüler-Thema teilen. Am Anfang war ich beeindruckt von der Anzahl an Jugendlichen im Publikum. Es gab jedoch einige Störenfriede, die die Atmosphäre beeinträchtigten, aber im Laufe der Aufführung erkannte ich, dass diese Reaktionen Teil des Konzepts waren. Das Stück hat es geschafft, eine gute Balance zwischen klassischem Theater und moderner Inszenierung zu finden, die für ein breites Publikum zugänglich war. Ich begrüße die Entscheidung des Regisseurs und des Theaters Münster, die Türen für eine jüngere Generation am Premierentag zu öffnen. Die Energie im Zuschauerraum konnte man fast als Teil der Inszenierung betrachten. Insgesamt war es erfreulich zu sehen, dass das Theater in der Lage ist, sowohl Jugendliche als auch erfahrene Theatergänger zu inspirieren und zu begeistern. Ich denke, es ist wichtig, dass Theaterstücke für junge Menschen relevant und interessant sind, um ihre Leidenschaft für Theater zu wecken und zu fördern. FAZIT: Wir sollten uns glücklich schätzen, dass es heute noch möglich ist, die Jugend ins Theater zu locken.
#21 Nachkommen, Münster: 2. VorstellungVan D. 2023-01-21 21:51
Saß heute drin in der 2. Vorstellung und habe das Gefühl auch heute saßen viele junge Menschen drin!
Ist das etwa Konzept?
Ich fand es großartig, das ganze Teil und so im "Jetzt", dass es weh tut.
Diese Figuren lösen in einem ein wirklich ungutes Gefühl aus, um so menschlicher sie werden, um so mehr...! So viel Form und trotzdem so viel Mensch!
Das war ein crazy Abend! Thx dafür!
#22 Nachkommen, Münster: PublikumsstörungKoppeck 2023-01-21 23:49
Man merkt, dass niemand von denen, die sich über meinen Kommentar so aufregen, jemals auf einer Bühne gestanden hat. Ansonsten wüssten sie, wie schlimm es ist, wenn man hochkonzentriert spielen will und durch das Publikum gestört wird. Ja, Theater muss laut, provokativ, aufregend, verstörend sein, aber AUF der Bühne und nicht IM Publikum.
#23 Nachkommen, Münster: PublikumsdebatteLaola 2023-01-22 09:19
@Koppeck
Gehen die Menschen (besonders die jungen) deshalb lieber ins Kino?
Ich verstehe das Problem mit der Konzentration und ja es ist keine leichte Sache als Schauspieler.
#24 Nachkommen, Münster: lächerlichMarlene S. 2023-01-22 12:33
Erschreckend wie dringend notwendig es erscheint, den Koppeks dieser Welt zu erklären, dass Theaterräume und Bühnen Freiräume sind, die gerechterweise allen gleich zugänglich sein müssen. Der Hass und die Bevormundung, die jungen Menschen mittlerweile entgegenschlägt ist echt erschreckend. Für Angehörige oder andere gewünschte Premierengäste hat jedes Theater reservierte Kontingente. Es ist echt lächerlich, den Schüler*innen anzuhängen, sie hätten etwas falsch gemacht, indem sie frei verkäufliche Karten kauften. Genauso lächerlich ist es für das spielende Ensemble zu sprechen. Reaktionen sind gewünscht. Das macht Theater so besonders. Stöcke aus dem Popo, bitte. Es bleibt zu hoffen, dass noch viel mehr Klassen in den Genuss dieses tollen Ensemble und Spielplan kommen und Lehrer*innen 1 2 3 sich weiter so engagieren.
#25 Nachkommen, Münster: Publikum schlimmer als JugendOcculus 2023-01-22 13:12
Die Lautstärke im Publikum, egal ob beteiligte und gespannt kommentierende Jugendliche oder erfahrenere nörgelnde, auf die Jugend schimpfende Erwachsene, wurde doch immer mehr zum Inhalt des Stücks. Ich habe es als ein dionysisches Fest erlebt, die Publikumszusammensetzung. So laut muss es bei diesen Festen in der Antike gewesen sein! Publikum als Teil des Ganzen. Ich feiere es!
#26 Nachkommen, Münster: danke für Diskursdabeigewesen 2023-01-22 13:36
@Koppeck: "Man merkt...", "Theater muss...", "Ich denke, dass es den Schüler*innen ziemlich egal ist, ob es sich um eine Premiere handelt, ich bezweifle, dass es ihnen überhaupt bewusst war."

Ich wäre mir da nicht so sicher, in keiner dieser Aussagen. Aber schön, dass dieser Diskurs hier stattfindet, vielen Dank dafür (ganz ironiefrei)!
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