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Theaterkritikerin Petra Hallmayer verstorben

23. Oktober 2022. Die Theaterkritikerin Petra Hallmayer ist im Alter von 65 Jahren in München verstorben, wie nachtkritik.de aus dem persönlichen Umfeld der Journalistin erfuhr. Hallmayer war eine Autorin der ersten Stunde von nachtkritik.de und über lange Jahre eine der prägenden Stimmen in der Münchner Theaterkritik.

Hallmayer, geboren am 26. August 1957 in Tübingen, studierte Sinologie, Amerikanistik und Ethnologie an der LMU München und verbrachte während dieser Zeit Studienaufenthalte in Taiwan und China. Von 1986 bis 1989 war sie zunächst Praktikantin in der Essener Lokalredaktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), dann Redakteurin der Mantelredaktion der WAZ für Feuilleton und Wochenendbeilage.

1989 gehörte sie dem Gründungsteam der Stadtillustrierten Prinz an und baute die Kulturredaktion des Magazins mit auf. Seit 1992 arbeitete Hallmayer als freie Journalistin unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Rundschau, Cosmopolitan, marie claire, Men's Health, Amica, Applaus, Prinz, den Tagesspiegel und das Zeit-Magazin. Sie verfolgte ihr breites kulturjournalistisches Interesse nicht nur mit Rezensionen zu Theater, Literatur und Film, sondern auch in Interviews, Reportagen und Reiseberichten.

Sie war auch im Gründungsteam des 2011 ins Leben gerufenen Münchner Feuilleton. Neben ihrem Beruf engagierte sich Hallmayer ehrenamtlich in verschiedenen humanitären Organisationen, so in der Familienbetreuung der Flüchtlingshilfe.

Für nachtkritik.de schrieb Petra Hallmayer seit der Gründung 2007 in einem charakteristischen, unaufgeregt kritischen Stil. Präzise und direkt führte Hallmayer die Leser:innen ins Geschehen der von ihr besprochenen Abende, ohne Schnörkel, ohne unnötige Umstände. Sie war als Kritikerin die Anwältin des Publikums; ihre Position im Parkett, aus der heraus sie beobachtete, blieb in den Texten spürbar.

Was sie in ihrer Nominierung fürs nachtkritik-Theatertreffen 2019 über Mateja Koležniks "Volksfeind"-Inszenierung am Münchner Residenztheater schrieb, ließe sich wohl gut über ihre eigene ästhetische Überzeugung und Schreibpraxis sagen: "Erbarmungslos nüchtern stellt Mateja Koležnik in einem kalt ausgeleuchteten Glaskasten die Mechanismen einer profitregierten Gesellschaft aus", schreibt Hallmayer dort und lobt die slowenische Regisseurin für "eine analytisch kluge, hochkonzentrierte und fesselnde Inszenierung". Durch analytische Klugheit und nüchterne Klarheit zu fesseln, das vermochte die Kritikerin Petra Hallmayer in ihren Texten.

Ihre Münchner Kollegin Sabine Leucht beschreibt Hallmayer als frühes "Vorbild" und als zutiefst bescheidenen, sich selbst zurücknehmenden Menschen. "Sie war ein herzenswarmer, integrer, toller Mensch, auch über das Fachliche hinaus", sagt Leucht über ihre Weggefährtin, mit der sie als Nachtkritikerin und als freie Autorin der Süddeutschen Zeitung wie auch beim Münchner Feuilleton zusammengearbeitet hat.

Mit Petra Hallmayer verliert nachtkritik.de eine hochgeschätzte Kollegin und Freundin. Sie verstarb am 19. Oktober 2022 in München an einer Krebserkrankung. Ihre Bestattung findet am 26. Oktober 2022 um 13:30 Uhr auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München statt.

(chr)

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Kommentare  
#1 Petra Hallmayer: Mit klarer, distanzierter HaltungGunnar Klattenhoff 2022-10-23 14:05
Petra Hallmeyer war in der Zusammenarbeit immer ruhig, interessiert und auffällig zurückhaltend. Dadurch konnte sie Produktionen aus einer klaren und distanzierten Haltung heraus beurteilen. Sie hat sich nie ideologisch oder theaterpolitisch einengen lassen. Sie war immer für die, die ihre Kraft und ihr Können im Theater gezeigt haben. In all ihren Kritiken wird man kein böses, abfälliges Urteil oder Wort finden. Das lässt sich nur von wenigen Kritikern sagen und das hat sie ausgezeichnet. Hochachtung!
#2 Petra Hallmayer: Klug und zugewandtSilvia Stammen 2022-10-23 16:16
Liebe Petra, Du warst eine so kluge, unbestechliche und genaue Beobachterin, die ihre Haltung immer genau begründen konnte, die es sich nie leicht gemacht hat und einem oft die Augen öffnen konnte - ein Vorbild als Kollegin und dazu ein wunderbarer Mensch voller Interesse, Einsatzbereitschaft und Freundlichkeit! Deine Stimme fehlt!!
#3 Petra Hallmayer: Dank für WürdigungVasco Boenisch 2022-10-24 11:03
Nur ein, zwei Jahre kreuzten sich damals, in den Nullerjahren, unsere Wege im Münchner Feuilleton der SZ. Petra beeindruckte mich, Jungspund, in den gemeinsamen Planungssitzungen durch Geradlinig- und Aufrichtigkeit. Wie traurig diese Nachricht von einem viel zu frühen Tod. Danke euch für die aufmerksame und liebevolle Würdigung und Erinnerung an gemeinsame, schöne Zeiten.
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