Presseschau vom 28. April 2020 – Regisseur Frank Castorf kritisiert im Spiegel die Corona-Maßnahmen

"Das beleidigt meine bürgerliche Erziehung"

"Das beleidigt meine bürgerliche Erziehung"

28. April 2020. Regisseur Frank Castorf übt in einem Interview mit dem Spiegel (€) heftige Kritik an den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus. "Wenn das Robert Koch-Institut klar sagen könnte, dass wir ohne drakonische Maßnahmen in wenigen Wochen 600.000 bis 1,5 Millionen Tote hätten, würde ich sofort einsehen, dass wir einen Ausnahmezustand haben. Aber angesichts der jetzigen Sterblichkeitsrate und der Zahl von bisher weniger als 6000 Corona-Toten sage ich: Es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt, auch ein alter Mensch. Aber es ist der Lauf der Dinge, den wir akzeptieren müssen."

So wie zu Zeiten der DDR von der Politik die sozialistische Menschengemeinschaft propagiert worden sei, werde heute "die gesellschaftliche Pflicht zur Rettung vor dem Tod propagiert". Castorf fühle sich in seinen Bürgerrechten verletzt. "Ich möchte mir von Frau Merkel nicht mit einem weinerlichen Gesicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss. Das beleidigt meine bürgerliche Erziehung." Der 68-Jährige wünscht sich einen "republikanischen Widerstand". "Als die BRD-Regierung Ende der Sechzigerjahre versuchte, eine Notstandsgesetzgebung durchzupeitschen, gab es einen wahnsinnigen Bürgeraufstand gegen diese Gesetze. Wo bleibt der heute?"

Castorf hält den schwedische Weg durch die Corona-Krise für verfolgenswerter, weil man die Bürger dort wie mündige Menschen behandle. "Wir Deutschen dagegen haben vor allem Angst. Wir unterwerfen uns gläubig den Dekreten von Virologie-Professoren und Politikern. Für mich entsteht Erkenntnis aber nicht aus dem Dekret, sondern aus dem Disput, aus der Auseinandersetzung von These und Antithese."

(Spiegel Online / miwo)

 

Update vom 29. April 2020: Die Aussagen Frank Castorfs im SPIEGEL-Interview werden im Medienecho überwiegend scharf kritisiert. Jens Balzer kommentiert für Radio Eins: "Über weite Strecken redet Castorf nicht viel anders als, sagen wir einmal, Björn Höcke."

Die "Mischung aus Opferpose und Großsprecherei" habe man bei ihm allerdings "schon immer gefunden". Castorfs "trotziger Ton", so Daniel Kretschmar in der taz, sei "kein Versehen", sondern "ein kindlicher, fast anrührender Versuch der Provokation, bei dem der erfahrene Regisseur jedoch nicht zu bemerken scheint, welch überhöhte Rolle er der Kanzlerin zuweist." Darin entdeckt der Autor sogar "was Spannendes, Ödipales bestimmt", es "könnte sich ja mal ein Theatermacher der Sache annehmen – aber nein, der quatscht lieber davon, wie schwer es für ihn war, ein Fläschchen Desinfektionsmittel zu kaufen."

Markus Decker findet in seinem Artikel für das Redaktionsnetzwerk Deutschland, Castorf zeige "sich als ein Vertreter jenes neuen Typs von Intellektuellen, die die Welt nicht etwa geistig durchdringen, sondern sich im Gegenteil etwas darauf einbilden, dass sie die Welt weithin nicht zur Kenntnis nehmen". 

Ulrich Seidler hingegen entdeckt in Castorfs Aussagen in der Berliner Zeitung durchaus Bedenkenswertes: "Es ist nicht nur Knopfdruck-Pöbelei, als die das Interview nun belächelt wird. Es ist der Ruf eines Künstlers, der sich seiner Ohnmacht bewusst und deshalb frei ist. Und auch wenn es lästig ist, so ist es doch richtig, wenn Castorf uns in unserem Stolz auf die neue bürgerliche Solidarität daran erinnert, wo diese schnell endet: an den nationalen Grenzen und an denen zwischen den sozialen Schichten."

(jeb)

 

Kommentare  
#1 Presseschau Castorf: Der Mann Jv 2020-04-28 16:33
Der Mann hat nur Brathänchen gucken wollen.
#2 Presseschau Castorf: Brathähnchen?KFC 2020-04-28 18:33
Sorry, was bedeutet Brathänchen? Ist das eine ostdeutsche spezialität?
Oder ist es eine viogtländische Redensart, die man kennen muss, wenn man nachtkritik_nerd mimen möchte? Bitte aufklären.
#3 Presseschau Castorf: Hat rechtUna 2020-04-28 18:55
"Wir Deutschen dagegen haben vor allem Angst. Wir unterwerfen uns gläubig den Dekreten von Virologie-Professoren und Politikern. Für mich entsteht Erkenntnis aber nicht aus dem Dekret, sondern aus dem Disput, aus der Auseinandersetzung von These und Antithese."

Castorf hat recht. Man kann das dialektisch ausdrücken so wie er. Oder auch anders, wie z. B. der Infektiologe Prof. Dr. Sucharit Bakdi, der sinngemäß dafür plädiert, dass die Argumente fachkundig abgewogen gehören:

(Link zum YouTube-Kanal von KenFM entfernt: Redaktion / jeb)

Wir stecken nicht in der Falle, wir sollten uns unseres Verstandes bedienen.
#4 Presseschau Castorf: Warum fragen?Maas 2020-04-28 19:02
fragt den Mann überhaupt jemand zu einem Thema, von dem er keine Ahnung hat?
Hättest Du geschwiegen,...
#5 Presseschau Castorf: Tod und ElendBernd 2020-04-28 23:15
Castorf hat - wie schon oft - in vielem recht. Die Fragen, wie sehr der Tod in unserer Gesellschaft tabuisiert wird und was diese Tatsache für unser Leben und die Gesellschaft bedeutet, ist bisher in dieser Ausnahmesituation noch nie thematisiert worden - obwohl sie gerade jetzt eine große Rolle spielen sollte.
Um kritische oder zweifelnde Stimmen auszuschalten, wird sofort die große Moralkeule geschwungen. Wobei wohlweislich verschwiegen wird, wie viele Tote - Millionen Flüchtlinge sind nur ein Bespiel - wir ständig billigend in Kauf nehmen, um uns das Elend dieser Welt vom Hals zu halten.
Also maskieren wir uns lieber, denunzieren diejenigen, die mehr oder minder unsinnige Ge- oder Verbote nicht vorbehaltlos folgen oder dagegen aufbegehren, und halten uns für gute und ach so solidarische Menschen.
#6 Presseschau Castorf: WG-VorschlagCastorfvid20 2020-04-29 00:33
Vielleicht kann ja mit X. Naidoo in eine WG ziehen?
Die hätten sich bestimmt viel zu erzählen.
Über Frauenfussball und so...
#7 Presseschau Castorf: Markus GabrielBernd 2020-04-29 05:45
Weil im Augenblick so viel Zeit zum Lesen bleibt: Ein Interview, das die NZZ mit dem Philosophen Markus Gabriel geführt hat, in dem er aus seiner Sicht darstellt, wie die Politik, Wissenschaft und die Gesellschaft mit der derzeitigen Situation umgehen. Gabriel hat u.a. in Zusammenarbeit mit Slavoj Žižek 2009 ein Buch über Mythologie, Wahnsinn und Gelächter im Deutschen Idealismus veröffentlicht.
nzz.ch/feuilleton/philosoph-markus-gabriel-zu-covid-wir-haben-eine-politische-monokultur-ld.1553074
#8 Presseschau Castorf: Denken hilftHans Zisch 2020-04-29 07:49
Recht hat er. Denken hilft.
#9 Presseschau Castorf: Bitte abholenRappelkiste 2020-04-29 08:14
Eine Durchsage : Der kleine Frank möchte bitte gerne von seinen Eltern aus dem Feuilleton abgeholt werden ! Danke !
#10 Presseschau Castorf: StimmbänderStephan Ullrich 2020-04-29 08:17
Kein Schauspieler möchte sich von Herrn Castorf mit wuterfülltem Gesicht sagen lassen, dass er sich die Stimmbänder zerfetzen muss. Gell!
#11 Presseschau Castorf: Zustimmungmartin baucks 2020-04-29 09:21
Es wird versucht das Wagnis des Lebens mit Zahlen und Zählen zu bändigen. Eingeklemmt zwischen sich ständig wandelnden Ist-Werten sollen wir uns sich ebenfalls stetig ändernden Soll-Werten anpassen. Wir werden vom Bürger zum Systemfaktor degradiert und mit uns die gewachsenen Begriffe „Freiheit“ und „Demokratie“. Dabei wird nur vordergründig Leben geschützt, nämlich lediglich die Leben innerhalb der Parameter eines ebenfalls unbekannten Virus. Die lebensbedrohlichen Schäden, die aus diesem sogenannten Schutz erwachsen, misst momentan niemand. Das würde die Ausbeutbarkeit einer einfachen kybernetischen Rechnung, die nur auf Virologie ausgerichtet ist, zu sehr irritieren, wie jede kontroverse Debatte scheinbar Menschen irritiert. In Wahrheit aber verunsichert die Menschen die Totalität dieser sich ständig ändernden Parameter aus einem eindimensionalen System der Sicherheit gesundheitlicher Aspekte, die andere, ebenso krank machende Faktoren nicht zulassen will, weil man sie scheinbar nicht wissenschaftlich in das Kybernetikspiel der Virologen einspeisen kann. Dieses Spiel beruht auf Computermodellen und Simulation, welche nur messbare Werte verarbeiten kann. Das ist eine inhumane Engführung und der ungelenke Versuch der Politiker die aktuellen Erkenntnisse und Ergebnisse der Wissenschaft die politische Führung übernehmen zu lassen. Sie legen ihre demokratische und menschliche Verantwortung in die Wissenschaft ab, sie versuchen es zumindest, und bedienen sich dabei verschiedener WissenschaftlerInnen, je nach Bedarf der Fragestellung. So scheinen sie durch täglich wechselnde wissenschaftliche Ergebnisse und Zählungen in ihrem totalitären Handeln, das sie noch als temporär intonieren, geschützt. Der Exit von Angela Merkel heißt Impfstoff. Damit ist die herkömmliche Freiheit auf unbestimmte Zeit vertagt. Nicht aber ihre demokratischen Grundlagen. Im Moment holen sich demokratische Bemühungen über Gerichte, die Freiheit zu recht zurück, derer sie voreilig beraubt worden sind. Es war und ist ein entmündigender Maßnahmenkatalog, der den Bürgern erzählt, sie könnten allein keine Verantwortung im öffentlichen Leben mehr für sich tragen, das Wagnis des Lebens sei nun zu hoch für sie und müsse staatlicherseits gelenkt werden. Der mündige Bürger habe temporär ausgedient. Hiergegen wendet sich Castorf, denn schon warten die nächsten Interessenten und wollen ihre Ziele, beispielsweise des Klimaschutzes, auf gleichem Wege durchdrücken. Es sollen also keine Mehrheiten mehr gebildet, sondern wissenschaftlich erzwungen werden. Das ist Unrecht. Denn alle Ergebnisse der Geisteswissenschaften, Philosophie und Kunst und Kultur werden nicht in dies Modell eingespeist. Das war schon immer so, wenn es darum ging von einem freiheitlichen System zu einem anderen, eher totalitären zu wechseln. Diesmal liegt die Begründung für diesen Wechsel nicht bei einer Überlegenen Rasse oder Nation, sondern bei der scheinbar überlegenen Wissenschaft, die sich mit ihren täglich wandelnden Zahlen schlussendlich ebenso launisch verhalten darf und ebenso launisch von der Politik benutzt wird, wie ein mittelalterlicher Potentat, der rein seiner Intuition folgt. Die Wissenschaft soll nun diese Intuition ablösen und zugleich das Potentat beglaubigen, ohne die allumfassenden Erkenntnisse der Freiheit in ihr kybernetisches Modell einbeziehen zu können, weil freiheitliche Werte nicht messbar scheinen, obschon wir täglich ihr Verschwinden ermessen können. Eigenverantwortlichkeit liegt jeder Form von Freiheit zu Grunde und ich teile mit dem Künstler Frank Castorf die Auffassung, dass es mein gutes Recht ist, diese Werte in der Kunst und im Gespräch zu verteidigen, ohne das ich oder jemand anderes sofort Schaden daran nimmt und zum Idioten erklärt wird.
#12 Presseschau Castorf: Lauf der DingeGernot Peintner 2020-04-29 11:32
Wir sind zweifellos bestimmt (gesellschaftlich, erziehungsmäßig), und wir sind bestimmt, die meisten von uns, einigermaßen gute und solidarische Menschen, und wir maskieren uns jetzt so wie es befohlen ist. Was sind die mehr oder minder unsinnigen Gebote oder Verbote, denen nicht vor-behaltlos gefolgt und gegen die aufbegehrt werden? Ich weiß hier in Österreich nichts davon und habe noch nichts (kaum etwas) davon vernommen. Auch von Denunziationen hört man in dieser Gegend kaum etwas, aber es wird schon vorgekommen sein, glaube ich, nehme ich an.
Nein (sage ich jetzt), wir Österreicher haben "nicht vor allem Angst". Natürlich sind da, wie überall, alte und vielleicht kranke, geschwächte Menschen, denen man in den Straßen begegnen kann, die vor einem auffallend zurückweichen, selbst wenn der Abstand geschätzte 2 Meter beträgt, aber man sieht ihnen an, dass sie nicht in ihrer vollen Kraft gehen, ängstlich sind, und nicht mehr die Jüngsten sind. Man hat Ver-
ständnis dafür, ihre Schwäche ist nicht zu übersehen. Man bedauert das. Was soll man machen? Aber sonst ist von Angst kaum etwas zu spüren. Nur manchmal wacht man morgens auf nach unruhigen Träumen, und einen Hauch kollektiver Angst (Krankheit, Sterben) fühlt man im eigenen Inneren (das Unbewusste). Aber, es ist nicht viel. Bei dem anhaltenden schönen Wetter (die Trockenheit ist weniger schön) ist man beinahe täglich draußen, man geht längere Strecken und man fühlt sich dadurch so gesund wie nie zuvor.
Castorf: die gesellschaftliche Pflicht werde heute zur Rettung vor dem
Tod propagiert. Und er fühle sich in seinen Bürgerrechten verletzt. Als ein Castorf würde man das vielleicht auch sagen. Selbst wenn ich in Deutschland leben würde, würde ich es so nicht sagen, oder doch? Wie ist es wenn man in Deutschland seinen ständigen Wohnsitz hat? Ich weiß nichts darüber. "Ich möchte mir von Frau Merkel nicht mit weinerlichen Gesicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss. Das beleidigt meine bürgerliche Erziehung." - Die "Mutter" des Landes hält ihren rebellischen Sohn dazu an, sich doch bitte die Hände zu waschen wegen der Ansteckungsgefahr, und sie macht vielleicht ein etwas weinerliches Gesicht dazu, wie das bei ängstlich besorgten Müttern oft der Fall ist. Schließlich herrscht Todesgefahr, wenn auch nicht in allen Fällen. Die "bürgerliche Erziehung" ist ein eigenes Kapitel und nicht so leicht aus-zustreichen glaube ich. Ja, es ist traurig wenn ein Mensch stirbt, auch wenn ein alter Mensch sterben muss. Um wie viel mehr traurig ist es wenn ein junger Mensch stirbt. Durch unsere "bürgerliche Erziehung" ist das Sterben eines uns Nahestehenden Anlass zur Traurigkeit. Es ist ein
trauriger Verlust in der allgemeinen Anschauung. Wenn uns Fremde sterben, finden wir das bedauerlich, es geht uns aber nicht sehr nahe. Es ist der Lauf der Dinge, sagt Castorf, den wir akzeptieren müssen. - Wir akzeptieren, wir akzeptieren und fragen uns doch manchmal: wozu das alles, dieses Leben und Sterben, besonders dann, wenn wir depressiv gestimmt, keinen oder zu wenig Sinn in diesem ganzen Treiben finden und entdecken können..............
#13 Presseschau Castorf: Tod nicht tabuD. Rust 2020-04-29 12:02
#5: Der Tod wird in unserer Gesellschaft nicht tabuisiert, das ist eine Phrase. Der Tod wird nicht respektiert. Würde er respektiert, würde man nicht so viele Leute z.B. im Mittelmeer ersaufen lassen oder Kriegen, weil man die Endgültigkeit des Todes als Tatsache akzeptiert und sich um die eigenen Schuldanteile an der in Kauf genommenen Tötung von Asylwilligen nicht drücken könnte. Oder zum Beispiel um den eigenen Schuldanteilen an einem unzureichend chancengleichen, mithin undemokratischen, Gesundheitssystems...
Die allgegenwärtig gewordene Phrase, dass der Tod tabuisiert würde, lenkt ab davon, dass es für die neoliberale Ausgestaltung des Globalkapitalismus zwingend notwendig ist, das Lebensende nicht biologisch definieren zu müssen. Eine biologische Definition des Todes steht nicht nur der neoliberalen inhumanen Moral, sondern der materiellen Verwertung des Sterbens und des toten Körpers entgegen.

Ansonsten: Wer für Castorf-Interviews (oder Interwievs mit anderen IntendantenRegisseurenPhilosophen) in Printmedien und ihren Online-Ablegern etwas bezahlt, ist selber schuld oder will sein geäußertes Unbehagen daran nur als Selbstdarstellungsbühne nutzen, aber auf keinen Fall was an den bestehenden Verhältnissen ändern.
#14 Presseschau Castorf: Querfront-ArgumentationPixels 2020-04-29 12:09
nachtkritik wird gerade von einer Querfront-Argumentation gekapert, die für sich in Anspruch nimmt, zu wissen, was Menschen beunruhigt, und dabei beunruhigend vom Menschen weg driftet. Die Demagogie perlt dabei aus jeder Zeile unverhoffter Schulterschlüsse wie der zw. Baucks/Castorf.

(Liebe*r Pixels, wir werden mitnichten "gekapert". Kommentare geben – auch wenn sie sich im Rahmen unserer Richtlinien bewegen und somit veröffentlicht werden – allein die Meinung der Kommentierenden wieder. Wenn etwas Überhand nimmt, schreiten wir dennoch ein. Grüße aus der Redaktion: jeb)
#15 Presseschau Castorf: Tod in Kauf genommenmartin baucks 2020-04-29 13:08
Ich stimme übrigens auch D.Rust zu, dass der Tod viel zu häufig in anderen Zusammenhängen billigend in Kauf genommen wird, speziell dann, falls die eigene Bevölkerung nicht betroffen scheint. - Ansonsten würde mich noch interessieren, wer von uns beiden (Baucks/Castorf) von Pixel als rechts, wer als links eingestuft wird, denn ich bin keines von beiden.
#16 Presseschau Castorf: GesuppeNorbert 2020-04-29 13:36
Hoffentlich hat ihn seine Freundin (wen interessiert die, wer will wissen, dass sie in Paris lebt?) mit den Worten „Oh, mon pauvre petit Frank, komm’ toute suite zu uns. Chez nous kannst Du Dich beaucoup plus eingeengt fühlen“ auf den Pott seines selbstgefälligen und weder an der Krise noch an deren Bearbeitung interessierten Gesuppes gesetzt.Man sollte ihn zum Schutze seiner selbst in Quarantäne nehmen.
#17 Presseschau Castorf: 217.947 stille ToteStephan Ullrich 2020-04-29 15:11
Herr Baucks: 1.Die Kürze ist die Schwester des Talents.
Anton Pawlowitsch Tschechow und 2.Erkundigen Sie sich gemeinsam mit Herrn Castorf über die Zustände auf der Intensivstation des Minsker Krankenhauses: Adresse Kizhevatova 58 , Minsk 220002, Belarus.
#18 Presseschau Castorf: einfachste Übungmartin baucks 2020-04-29 15:27
Der Versuch, mich oder Castorf für die Toten in Russland verantwortlich zu machen, ist geschmacklos. Darüberhinaus bin ich der Meinung, dass es eines der einfachsten Übungen ist sinnvolle Regeln einzuhalten und sich zugleich für eine freiheitliche und demokratische Grundordnung stark zu machen.

---
Liebe Kommentator*innen,
bitte nehmen Sie doch von persönlichen Angriffen fürderhin Abstand und diskutieren Sie das Thema sachlich.
Viele Grüße aus der Redaktion,
miwo
#19 Presseschau Castorf: kein Dialogkappes 2020-04-29 20:38
im bezug auf medien und kommentare. schade wenn statt DIALOG UND AUSTAUSCH, der ja räume und welten und blicke öffnen und verändern kann und schritte ins neuland auf der basis von sich findenden gemeinsamkeiten ermöglicht zu gestalten, NUR Anfeindungen und Konter als gängige Basis von Kommunikation in Krisenzeiten spürbar werden und somit krisenbedingt derzeitig das wahre Gesicht unserer Gesellschaft sichtbar wird... oder scheint das marktkonform und medienrelevant als prinzip der selbstvermarktung, welches ja die grundlage der branche ist...das hände schütteln und berühren findet so für mich ein ende. tschüß.
#20 Presseschau Castorf: Tolstoi lesenMmorkel 2020-05-03 13:37
"Wir Deutschen dagegen haben vor allem Angst. Wir unterwerfen uns gläubig den Dekreten von Virologie-Professoren und Politikern. Für mich entsteht Erkenntnis aber nicht aus dem Dekret, sondern aus dem Disput, aus der Auseinandersetzung von These und Antithese."
...
"Wenn das Robert Koch-Institut klar sagen könnte, dass wir ohne drakonische Maßnahmen in wenigen Wochen 600.000 bis 1,5 Millionen Tote hätten, würde ich sofort einsehen, dass wir einen Ausnahmezustand haben. Aber angesichts der jetzigen Sterblichkeitsrate und der Zahl von bisher weniger als 6000 Corona-Toten sage ich: Es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt, auch ein alter Mensch. Aber es ist der Lauf der Dinge, den wir akzeptieren müssen."

Wie jetzt? Castof wehrt sich gegen Dekrete, will aber ein Dekret vom Robert-Koch-Institut? Kriegt er nicht – das sind schliesslich Wissenschaftler. Die disputieren. These und Antithese. Der eine wird die Anzahl der Toten *ohne Verhaltensänderung* bei 100.000 ansetzen, der andere bei einer Million.

Aber die Menschen haben ihr Verhalten geändert, und wir haben daher nur 6000 Tote hierzulande. Ist auch wieder nicht recht, weil wir halt nicht wissen, wieviele gestorben wären, wenn weiterhin alle in Gruppenstärke ihre Brathähnchen aus der Nähe inspiziert hätten etc. Und mit dieser Unsicherheit muss Castorf jetzt klarkommen – was ihm anscheinend schwerfällt. Wer hätte das gedacht?

„Ich möchte mir von Frau Merkel nicht mit weinerlichen Gesicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss ... Als die BRD-Regierung Ende der Sechzigerjahre versuchte, eine Notstandsgesetzgebung durchzupeitschen, gab es einen wahnsinnigen Bürgeraufstand gegen diese Gesetze. Wo bleibt der heute?“

Wenn ichs richtig sehe, schränken sich Menschen in fast allen Ländern der Welt in ihren Kontakten ein. Und im weltweiten Spektrum bewegt sich Deutschland auf eher lässig-bis-nachlässigem Niveau. Wenig Angst, und wenig Gesetze. Was vielleicht gar keinen grossen Unterschied macht: Merkel will Kontaktsperren und bekommt sie. Trump will keine Kontaktsperren, und bekommt sie trotzdem. Vielleicht doch noch mal den Epilog von Krieg und Frieden lesen, wo Tolstoi die Frage behandelt, ob die Napoleonischen Kriege *wegen* oder *trotz* Napoleon stattfanden.
#21 Presseschau Castorf: rührendLa. Korn. 2020-05-03 17:38
Schade dass wir nicht erfahren, welche bürgerliche Erziehung Castorf genoss, à la Citoyen, à la Bourgois, à la Bürger als Edelmann oder einfach nur eine spießbürgerliche. Woraus viel Bühnentalent erwuchs sowie der Hang zur Selbstsucht. Gleichwohl rührt es uns zu Glückstränen, dass er in seiner Sterbestunde - wir hoffen, dass es nie so weit kommt - auf ein glückliches Leben zurückblicken wird. Baucks wird danebenstehen und evtl. eine Passage von Pascal leise buchstabieren. Während wir, sentimental und auch ziemlich bürgerlich, wie wir sind, nicht umhin können, an einen 20jährigen zu denken, der im künstlichen Koma unter einem Beatmungsgerät liegt und unter Umständen auf kein wie auch immer geartetes Leben wird zurückblicken können.
Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Aktualisieren