Vom Ende der Lieblingssongs

15. Januar 2020. Es ist gute Gepflogenheit geworden: Viele Theaterinszenierungen unserer Tage setzen auf Live-Musik. Eine sichere Bank für Musiker – aber künstlerisch wirklich immer sinnvoll und nötig? Im Gespräch mit dem Volksbühnen-Musiker Sir Henry fragen Susanne Burkhardt und Elena Philipp, was Musik für die Bühne sein kann und sein sollte.

Regisseure und Schauspieler sind musikaffiner geworden. Das Theater holt sich Musik auf die Bühne. Längst peppen nicht nur Pop-Hits aus der Konserve einen Abend auf. Es wird extra für die Bühne komponiert  – und immer öfter auch live gespielt. Über die neue, starke Verbindung von Schauspiel und Musik unterhalten sich Susanne Burkhardt und Elena Philipp in Folge 21 des Theaterpodcast mit Sir Henry, dem Theatermusiker, der seit 1996 den Inszenierungen der Berliner Volksbühne einen ganz speziellen Klang verleiht.

Sir Henry gab Arbeiten von Frank Castorf oder Dimiter Gotscheff eine eigene musikalische Ebene bei. Eine Playlist von Lieblingssongs bedeutet für ihn eher eine Kapitulation. Sir Henry betrachtet Musik als die Architektur einer Aufführung – einerseits der vergänglichste Aspekt der künstlerischen Arbeit, andererseits aber auch der wirkungsvollste.

howl8 560 David Baltzer uSir Henry und der Flügel in der Volksbühnen-Inszenierung "Howl" von David Marton nach Allen Ginsburg © David Baltzer

Die Beziehung von Musik zum Schauspiel kann vieles sein: Regisseur Herbert Fritsch lässt Theater-Jazz spielen, bei ihm improvisieren der Pianist Ingo Günther und die Vibraphonistin Taiko Saito zu Molières "Amphitryon". Christoph Marthaler versenkt melancholisches Liedgut tief in die Seelen seiner Figuren, Thomas Ostermeier oder Christopher Rüping verleihen Spielszenen via Live-Schlagzeug Tempo und Druck und Michael Thalheimer oder Andrea Breth unterlegen Klassiker mit Klangflächen von Bert Wrede. Andere holen bekannte Pop-Künstler auf die Bühne: Apparat spielte bei Sebastian Hartmann, Kante bei Friederike Heller.
Und dann war da noch Einar Schleef, der den Chor als ein Theatermittel neu belebte. Oder Robert Wilson, der schon in den 1980ern mit Popstars wie Tom Waits oder Lou Reed, aber auch mit dem Komponisten Philip Glass zusammenarbeitete.

Musik im Schauspiel: Hat das immer nur künstlerische Gründe oder ist das Theater für Musiker, was der "Tatort" für Schauspielerinnen und Schauspieler ist: eine sichere Einnahmequelle? Über all das und über die Zukunft von Musik im Schauspiel sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit dem Musiker Sir Henry im Theaterpodcast #21.

 

Ein Podcast in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur

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Kommentare  
#1 Theaterpodcast: Stadtgrenze BerlinsKein Sir 2020-01-15 20:08
Oh man/frau Nachtkritik

Da hat das Internet ja nur knapp über die Stadtgrenze Berlins hinausgereicht…

Da freut man sich erst kurz über die Betrachtung eines von ihnen sonst ausschließlich marginal behandelten Bereichs. Und dann das….

Mit unglaublicher Naivität wird da jemand befragt der fast ausschließlich in Berlin an einem Haus gearbeitet hat… . Und die ewig sich ausschließlich wiederholenden Thalheimer/Wrede werden als Beispiel im Einleitungstext herangezogen.
Es gäbe so viele interessantere MusikerInnen und Konzepte zu beschreiben:
Nils Ostendorf, Julia Klomfass, Jörg Gollasch, Carola Bigge, Lars Wittershagen...
Bereiten Sie sich eigentlich auf so ein/en Interview/Beitrag vor? Das könnte man doch wohl von Kulturjournalisten erwarten.
Dazu gibt es das Internet ja auch.
Hier eine kleine Hilfestellung:

Z.B.
www.theaterderzeit.de/buch/theatermusik/

theatermus.hypotheses.org/author/roesner

Doch da Nachtkritik wohl weniger für Selbstkritik steht, ist es um diesen Beitrag wohl schlecht bestellt.
#2 Theaterpodcast #21: Freundlichkeit statt UnterstellungSusanne Burkhardt 2020-02-12 12:33
Lieber Kein Sir - ja, Sie haben völlig Recht - es hätte so viele interessante Musikerinnen gegeben. Leider hatte uns eine kurz vor der Sendung aus Krankheitsgründen abgesagt... Und JA - wir bereiten uns auf so eine Sendung vor. Das können Sie von Kulturjournalisten erwarten. Völlig richtig. Schade, dass Sie das nicht rausgehört haben. Ein bisschen mehr Freundlichkeit und weniger Unterstellung können wir zwar nicht erwarten - aber uns wenigstens wünschen! Herzliche Grüße SB
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