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Streit um "Mein Kampf" in Konstanz geht weiter

Schaden fürs Ansehen?

23. August 2018. Der Streit um die Inszenierungsidee des Comedian Serdar Somuncu zu George Taboris Mein Kampf, das im April am Theater Konstanz Premiere hatte (nachtkritik vom 20. April 2018), geht weiter. Der Konstanzer Kulturbürgermeister Andreas Osner soll laut Stuttgarter Zeitung und Südkurier eine Medienanalyse in Auftrag gegeben haben, ob das Ansehen der Stadt Konstanz durch die Querelen Schaden genommen hat. Wie das Ergebnis der Analyse ausgefallen ist, wurde bisher noch nicht bekannt. Nachfragen dazu bei der Stadt Konstanz blieben bisher unbeantwortet. In der Stuttgarter Zeitung heißt es, dass die Beauftragung der Medienanalyse hinter verschlossenen Türen erfolgt sei. 

Bürgermeister Osner gehörte zu denen, die im April deutlich Kritik übten an der Idee der Inszenierung, dass die Zuschauer beim Betreten des Theaters entweder einen sogenannten Judenstern oder eine Hakenkreuzbinde tragen. Vorm Premierenabend hatte das Theater davon dann wieder Abstand genommen.

Das Verhältnis von Andreas Osner und Christoph Nix gilt als nicht besonders gut. Nix leitet das Haus noch bis 2020, dann wird Karin Becker die Intendanz übernehmen, derzeit noch Künstlerische Betriebsdirektorin am Thalia Theater Hamburg.

(sik)

Mehr dazu:

Theater Konstanz: Ärger mit Nazisymbolen - Meldung vom 14. April 2018

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Kommentare  
#1 Streit in Konstanz: Gefahr für die DemokratieKarl Heinz Bergmann 2018-08-23 15:01
Die Ereignisse um das Stadttheater Konstanz haben einen viel grundsätzlicheren Charakter, als diese dünne Meldung glauben macht. Es geht nicht um ein zerstrittenes Verhältnis von zwei Männern. Prof. Dr. Nix ist mit dem Vorgänger von Osner einem CDU Mann bestens ausgekommen und dies obwohl der Professor ein linker Freigeist ist.
Wenn im Süden der Republik Bürgermeister 8 Jahre gewählt werden und sie machen können, was sie wollen, keine Aufsicht eingreift und Osner, der das Stück nicht einmal gesehen hat, den Zampano spielt, dann müsste endlich einmal der Bühnenverein eingreifen und Stopp rufen: hier geht es um die Freiheit der Bühnenkunst und nicht um Geschmack. Ein Geschmäckle aber hat der Auftrag an die Agentur Nebelung in Hamburg. Man muss nur googeln und findet heraus, dass der Inhaber BIOLOGE ist, im Nebenfach Jura studiert hat (...) Da hat ein Sozialdemokrat dem anderen 13.000 Auftrag ermöglicht, ohne dass diese Agentur auch je etwas in Sachen Theater untersucht hat. Schade, dass da die Kollegen von Prof. Nix den Mund halten und auch Prof. Ulrich Khuon, der ja nun aus Konstanz ist (...). Konstanz ist tiefe Provinz und kann froh sein, in der New York Times erwähnt zu werden, was hat die Stadt denn ausser dem See: ein bekanntes Theater und den ermordeten Johannes Huss.
#2 Streit in Konstanz: Freiheit der KunstThomas Rothschild 2018-08-23 18:43
Ich bin mit Karl Heinz Bergmann der Ansicht, dass es um Grundsätzliches geht. Dafür muss man weder den Charakter von Christoph Nix rezensieren, noch das Konstanzer Theater über Gebühr aufwerten wie Daniele Muscionico, die es in der NZZ kurzerhand zum "Ideal-Theater" erklärt. Es geht vielmehr darum, dass es nicht Aufgabe eines Theaters ist, dem Ansehen einer Stadt zu nützen oder zu schaden, sondern Theater zu machen. Wie immer man den auslösenden Vorfall beurteilen mag: die Politik hat sich herauszuhalten und ist nicht bevollmächtigt, im Alleingang Gutachten anzufordern. Zumal sich die Sache mit der Entscheidung, die inkriminierte Schnapsidee rechtzeitig zu verabschieden, erledigt hat. Wenn etwas dem Ansehen der Stadt schadet, dann ist es das kleinliche Nachtreten des Bürgermeisters und seine eigenmächtige Rechthaberei. Wann werden gerade die Sozialdemokraten endlich begreifen, dass die Freiheit der Kunst mehr bedeutet als eine hohle Phrase und dass man sich mit ihren notwendigen oder auch verunglückten Provokationen auf dem Weg des intellektuellen Dialogs, nicht der Justiz und nicht der Verordnung auseinander zu setzen hat. Dafür wären 13000 Euro nicht zu viel.
#3 Streit in Konstanz: Bund der SteuerzahlerGerhard Hess 2018-08-24 12:48
...und zudem noch: ein Fall für den Bund der Steuerzahler!
#4 Streit in Konstanz: unfassbargeiger 2018-09-11 01:03
Ich fasse es nicht!:
Herr Osner soll mit 13.000 EUR eine Untersuchung in Auftrag gegeben haben, mit der er herausfinden will, ob "sein" Konstanz durch eine Inszenierungsidee Schaden genommen hat, die dann bei der Premiere gar nicht umgesetzt wurde??
Das ist ja nun wirklich obszön!! Was hätte er mit einer solchen Summe in seinem Konstanz alles unterstützen können!!
Ach, was reesch isch misch iwwerhaabt uff? Traurig, traurig...
#5 Streit in Konstanz: über die KunstfreiheitChristoph Nix 2018-09-11 23:19
... und die Theaterwelt schweigt: Bühnenverein, Verdi, GDBA?
Holger, der Kampf geht weiter.
#6 Streit in Konstanz: Kampf der Buebespitzle?Konstanzer 2018-09-18 09:31
@3:...und wer kontrolliert die Theater? Diese erhalten jährlich Millionen an Steuergelder. Manche Häuser zweistellig. Das ist auch gut so. Wir werden weltweit beneidet um diese unsere einmalige Form von Kultur- und Bildungsangebot.
@2: Mitnichten hatte sich die Sache (Davidstern/Hakenkreuzbinde) mit der Entscheidung, diese Aktion kurz vor der Premiere zu verabschieden, erledigt. Im Vorverkauf gingen die Karten Wochen vor der Premiere raus!
Diese unsägliche Aktion hat viel verbrannte Erde hinterlassen.
In der Stadt, im Theater.
Das wird als politisches Theater proklamiert. Recht so, und so einfach und platt gleichzeitig hinter der Kunstfreiheit verkriechen. Diese künstlerische Freiheit muß für jeden Hirnfurz herhalten.
Gestehen wir einem Kulturbürgermeister eine politische Freiheit zu. Diese har er.
Künstlerische Freiheit und politische Freiheit.
Beides ist sehr wertvoll und kann individuell mißbraucht werden.
Beides geschah und geschieht in Konstanz.
"Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."
Besinnt Euch! Ihr seid doch Alle studiert, oder?
Höher, Größer, Länger, Schneller, Weiter, Mächtiger?
Kampf der Buebespitzle, oder?
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